Alois Müller baut nahezu energieautarke Fabrik

Green Factory 2.0 in Ungershausen

So sieht fortschrittliche Energieeffizienz aus: Nach einer intensiven und spannenden Bauzeit hat die Green Factory 2.0 der Alois-Müller-Gruppe in Ungerhausen im Unterallgäu bereits Gestalt angenommen. Auf einer Fläche von 18.000 m2 entsteht unter Federführung der Memminger Josef Hebel GmbH & Co. Bauunternehmung das größte nahezu energieautarke Produktions- und Bürogebäude der Welt. Der Rohbau ist mittlerweile fertig, die Inbetriebnahme der Green Factory 2.0 erfolgt schrittweise in den kommenden Monaten: Bereits ab April 2018 startet die Fertigung in den neuen Produktionsflächen, und bis spätestens Anfang 2019 soll dann auch der Umzug der Verwaltung von Memmingen nach Ungerhausen erfolgen. „Wir können jetzt wie geplant mit unseren eigenen Spezialisten mit der technischen Gebäudeausrüstung loslegen“, freut sich Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller GmbH.

Die bereits seit 2012 bestehende ca. 4.000 m2 große Green Factory der Alois-Müller-Gruppe wird im Zuge der aktuellen Baumaßnahmen nochmals um 10.000 m2 an weiteren Produktions- und Lagerflächen sowie weiteren 4.000 m2 für Büro, Verwaltung, Schulung und Kantine erweitert.

Energie aus PV-Anlage

Nach ihrer Fertigstellung wird die neue Green Factory 2.0 beinahe ausschließlich über eine 1,1 MW-Photovoltaikanlage mit regenerativer Sonnenenergie versorgt. In der neuen Fabrik, die schrittweise ab Frühjahr 2018 in Betrieb genommen wird und deren Bau von der Europäischen Union finanziell gefördert wird, fertigt die Alois Müller GmbH in Zukunft hauptsächlich Energiemodulsysteme und weitere versorgungstechnische Komponenten des Anlagenbaus, wie z.B. Rohrleitungssysteme aus Stahl und Edelstahl.

Bereits vor sechs Jahren hat die Alois Müller GmbH die erste Green Factory gebaut, um den Grad der Vorfertigung deutlich zu erhöhen und den Kunden so eine deutlich höhere Qualität anbieten zu können. „Diese Strategie ist voll aufgegangen, und so war es für uns nur folgerichtig, den nächsten Schritt in diese Richtung zu gehen. Damit wir diesen Wachstumsmarkt auch in Zukunft bedienen können. Dazu mussten wir selbst weiter wachsen und in modernste Technologien investieren“, erklärt Andreas Müller.

Nachhaltige Energienutzung

Der Blick geht dabei in zwei Richtungen: Auf der einen Seite will Müller der Industrie am eigenen Beispiel vorleben, wie sich nachhaltige, ressourcenschonende Produktionsumgebungen in der Praxis realisieren lassen. „Für viele Unternehmen wird es in Zukunft darum gehen, dezentrale Kraftwärmekopplung und Photovoltaikanlagen miteinander zu kombinieren, damit sie den PV-Strom bestmöglich selbst nutzen können. Das ist die neue Art der Nachhaltigkeit, die sich in den kommenden Jahren in der Industrie durchsetzen wird. Unser Konzept der Green Factory geht da bereits zu 100 % auf. Wenn jede Fabrik auf der Welt eine Green Factory wäre, hätten wir die Energiewende längst abgeschlossen“, ist sich Andreas Müller sicher.

Auf der anderen Seite positioniert sich die Alois-Müller-Gruppe mit der Neuinvestition auch als innovativer Arbeitgeber mit Top-Arbeitsbedingungen. „Wir arbeiten als Dienstleister für das Who-is-Who der deutschen Wirtschaft. Dafür brauchen wir die besten Arbeitnehmer. Und die bekommen wir nur, wenn wir ihnen die besten Arbeitsbedingungen bieten“, ergänzt Andreas Müller. So werden in der Green Factory 2.0 nicht nur modernste High-Tech-Anlagen wie eine neue Lackier- und Sandstrahl-Anlage installiert, das Büro- und Verwaltungsgebäude wird wie ein Campus gestaltet und mit modernen Schulungsräumen und einer Kantine für die Mitarbeiter der Müller-Gruppe ausgestattet. Besonderer Fokus liegt dabei auch auf der Ausbildung des Nachwuchses und so ist die Produktionshalle gleichzeitig auch Ausbildungshalle.

Im Zuge der Erweiterung der „Green Factory“ wird der gesamte Anlagenbau der Alois Müller GmbH stückweise von Memmingen nach Ungerhausen verlegt. Lärm- und verkehrsintensive Arbeiten werden so vorausschauend an die Autobahn verlagert. Die Hauptverwaltung der Alois Müller GmbH sowie die Schwerpunkte „Engineering“ und „Service“ bleiben weiterhin am Standort in Memmingen. „Durch das Splitting schaffen wir die optimalen Bedingungen für die unterschiedlichen Arbeitsfelder. So schaffen wir den Raum, dass wir langfristig in allen Bereichen nachhaltig wachsen können. Und das ist dringend nötig“, berichtet Andreas Müller.

Die Green Factory 2.0

Die Gebäude der Green Factory 2.0 können nahezu energieautark betrieben werden. Eine rund 10.000 m2 große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von insgesamt 1,1 MWp versorgt die grüne Fabrik mit 90 % der benötigten Energie für Strom, Kälte, Wärme und Druckluft. Die letzten 10 % deckt ein BHKW ab. Die Energiekosten und der CO2-Ausstoß sinken damit auf Null. Integriert in das Energiekonzept ist auch eine 200-kW-Pelletheizanlage.
Herzstück der „Green Factory 2.0“ ist die Energiezentrale, in der das gesamte Energiemanagement des Werks in Ungerhausen gesteuert wird. Das ausgeklügelte Energiemanagementsystem kommt von der E-Con AG, einem Spezialisten für Energieconsulting und -contracting. Nicht nur die Alois Müller GmbH, sondern das gesamte Gewerbegebiet Ungerhausen profitiert vom Konzept der Green Factory. Überschüssige Kälte- und Wärmeenergie geht in ein gemeinsames Netz, so werden die benachbarten Firmen gleich mitversorgt. Erzeugter Strom, der in der Green Factory nicht benötigt wird, wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist und vergütet.
Ein „intelligentes“ Stromnetz überwacht laufend den Stromverbrauch der Maschinen und steuert die Einschaltzeiten der Anlagen so, dass Belastungsspitzen vermieden werden. Damit die Green Factory und ihre Maschinen zu jeder Zeit zuverlässig mit Energie versorgt werden, werden große Pufferspeicher installiert. In ihnen wird Energie für Wärme, Kälte und Druckluft sowie Strom gespeichert. Bei Bedarf fließen diese „Reserven“ dann in das Energienetz der Green Factory, zum Beispiel bei besonders hoher Produktionsbelastung oder an Tagen, an denen die Sonne nicht scheint.
Bei der TGA setzt die Alois Müller Gruppe voll auf digitale Wartung und Instandhaltung. Sämtliche Anlagen sind mit „intelligenten“ Sensoren ausgestattet, die im Falle eines Falles Störungen automatisch melden. Durch die Vernetzung der gesamten Anlagentechnik können Störungen zentral behoben, sämtliche Parameter verändert und Wartungsabläufe vollautomatisch gestartet werden. Alle Daten werden digital präzise und vollständig erfasst und können sofort weiterverarbeitet werden. Nicht nur in der eigenen Green Factory, sondern vor allem auch bei Kunden aus der Industrie sei dieser so genannten Smart-Maintenance-Ansatz von elemantarer Bedeutung im Facility Management.
Auf dem Firmengelände entstehen zudem acht Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die von jedermann frei genutzt werden können. Zwei davon sind so genannte Schnell-Charger mit jeweils 120 kWh, die den Akku eines E-Fahrzeugs innerhalb von 20 Minuten wieder aufladen.

Ausgezeichnet

Mit ihrer CO2-neutralen Fabrik „Green Factory“ hat die Alois Müller GmbH mit Sitz in Ungerhausen (Unterallgäu) den Handelsblatt Energy Award 2020/2021 gewonnen, und zwar als Sieger in der Kategorie Industrie. Die Auszeichnung wurde von einer hochkarätig besetzten Jury vergeben und im Rahmen einer digitalen Preisverleihung mit Livestream aus Düsseldorf mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft übertragen.

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