Hannover Messe 2008
Die Eindrücke auf der diesjährigen Hannover Messe sind, knapp formuliert, als äußerst vielseitig zu bezeichnen. Zwar wurde auch in Hannover, wie auf den Frühjahrsmessen in Essen, Frankfurt/Main und Nürnberg das Wort Energieeffizienz überdurchschnittlich gebraucht, doch die Lösungsansätze für mehr Effizienz in der Industrie sind zum Teil sehr unterschiedlich geartet: Es beginnt mit der Verwendung effizienterer Komponenten in industriellen Prozessen, führt über die Effizienzverbesserung durch Automatisierung und Abstimmung der Prozesse bis hin zu einer besseren Planung vor der Einrichtung einer industriellen Anlage. Mit dem „EnergieEffizienzTunnel“ wurden Einsparpotentiale in industriellen Prozessen anhand von fünf Themen anschaulich dargestellt:
Pumpen mit Beispiel aus Prozess- und Gebäudeheizung,
Lüften mit verschleißarmen Geräten und dem Einsatz von Frequenzumrichtern,
Heizen und Kühlen mit der Energie, die bei der Erzeugung von Druckluft anfällt,
Fördern und Bewegen sowie
Druckluft.
Auch in zahlreichen Foren auf Unternehmens- und Gemeinschaftsständen ging es um die aktuellen Themen Effizienzverbesserung und CO2-Minderung.
Am Messestand des Energiekon-zerns EON bemerkte Prof. Dr. Dirk Uwe Sauer während eines Roundtable-Gesprächs zum Thema „Klimaschutz durch Elektrifizierung des Straßenverkehrs“: „Die Verantwortung für die CO2-Reduktion des Straßenverkehrs wird von den Automobilherstellern auf die Stromversorger übergehen.“
Strom wird also in Zukunft vermehrt als ein sauberer Energieträger eingeschätzt werden. In der Haustechnik ist dies am Beispiel des stärkeren Wärmepumpeneinsatzes bereits zu bemerken. Zwar setzt eine Wärmepumpe vor allem auf die Umweltwärme (Luft, Boden), doch ist in vielen Fällen Strom die entscheidende Antriebsenergie. Der Trend zur Stromnutzung wird sich umso schneller entwickeln, je rascher die Stromerzeugung noch stärker als bisher auf eine effizientere Nutzung der verwendeten Primärenergieträger und vor allem auf den Einsatz regenerative Energien setzt.
Verknüpfungspunkte zwischen Industrie- und Wohnbau wurden immer wieder deutlich. EnBW beispielsweise bot Führungen durch eine Energiestadt der Zukunft an und zeigte mit der Schau „Smart Home“ ein mögliches Zuhause der Zukunft, in dem alle Energieströme der Kontrolle des Bewohners unterliegen. So soll der Strombedarf zukünftig besser während eines Tages aufgeteilt und Lastspitzen in der Stromversorgung reduziert werden.
Hier wird das schon auf der Messe Light + Building gesehene Thema „Smart Metering“, die „intelligente“ Erfassung und Weitergabe der Energieverbrauchsdaten, eine wichtige Rolle spielen. Das Unternehmen Sharp ging noch einen Schritt weiter und präsentierte auf seinem Messestand ein Haus der Zukunft, das CO2-neutrales Wohnen ermöglichen soll. Dabei war u.a. ein LCD-Fernseher der nächsten Generation zu sehen der bei einer Bildschirmdiagonalen von 65“ gerade einmal 200 kWh/a benötigen soll. Dazu kommen eine sensorgesteuerte Klimatechnik, die die Anwesenheit der Menschen registriert und entsprechend klimatisiert, und eine LED-Beleuchtung.
Auch wenn die Hannover Messe in erster Linie eine Industriemesse ist, zeigt sich dort jedes Jahr aufs Neue, dass die Themen Energieeffizienz und Energietechnik alle angeht. So haben die Themen rund um das Betreiben von Gebäuden vermehrt Einzug gehalten. Man darf gespannt sein, ob sich dieser Trend im nächsten Jahr fortsetzt, wenn die Hannover Messe 2009 vom 20. bis 24. April ihre Pforten öffnet.