ITGA-Herbsttagung 2008
Zuversichtlich schaue die Branche derzeit in die Zukunft, berichtete Michael Mahr, Vorsitzender des ITGA – Industrieverband Technische Gebäudeausrüstung Nordrhein-Westfalen e.V. zur Einführung der diesjährigen Herbsttagung im renovierten Düsseldorfer Industrieclub. Dies liege daran, dass umwelttechnische Themen, in denen die Branche ihre Stärken haben, eine starke Bedeutung erlangt haben. „Energieeffizientes Bauen ist ein Thema für die Zukunft“, wie Oliver Wittke, Minister für Bauen und Verkehr des Landes NRW, gleich darauf in seinem Referat verkündete. Das energieeffiziente Bauen sei dabei bei weitem nicht nur ein politisches Thema, sondern vor allem auch ein technisches Thema, das von kompetenten Unternehmen der Branche umgesetzt werden müsse. Hier mahnte der Minister einen Schulterschluss von Politik und Unternehmen an. Leider sei es immer noch zu häufig der Fall, dass ein Neubau bereits als Altbau von morgen errichtet werde, da wissentlich darauf verzichtet werde, moderne Techniken einzusetzen. Hier müssten die Bauherren noch stärker überzeugt werden, auf die Betriebskosten zu schauen und nicht nur darauf zu schielen, die Investitionskosten so niedrig als möglich zu halten. Auch der Bestandsbau sei zukünftig stärker zu berücksichtigen. Dies gehe soweit, dass im äußersten Fall Abriss und anschließender Neubau sinnvoller sein könne, als eine extrem aufwendige Sanierung. Hier solle man durchaus von den in den neuen Bundesländern gemachten Erfahrungen profitieren. Vor einer Sanierung sei dazu die Zukunftsfähigkeit von Gebäuden zu berücksichtigen und dabei auch die Faktoren Umfeld und Erreichbarkeit eines Gebäudes in die Planung miteinzubeziehen.
Mit den Vorgaben der europäischen Bürokratie bewandert erläuterte Prof. Dr.-Ing. Rainer Hirschberg, FH Aachen, anschließend die „Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden – Green Buildings und Nachhaltigkeit“. Dabei erläuterte er nicht nur geschickt Begriffe wie Energieeffizienz und Energieeinsparung (siehe Definition), sondern machte die Zuhörerschaft auch damit vertraut, welche Regelungen aus Europa in den nächsten Jahren starken Einfluss auf Planung und Ausführung haben werden. So sah er die Vorgaben bezüglich der EuP (Energy using Products) in der derzeit geplanten Form sehr kritisch, da nicht die Produkte allein betrachtet werden dürften: „Ein ineffizientes System mit hocheffizienten Komponenten bleibt ein ineffizientes System.“ Die Definitionen von Prof. Hirschberg, kritisch erläutert und dokumentiert, wurden von den Zuhörern mit viel Applaus bedacht.
Abschließend folgte ein Blick über den fachlichen Tellerrand, der in diesem Jahr passend zum Jahr der Mathematik, vom Mathematiker Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen vorgenommen wurde. Sein Vortrag „Ordnung im Chaos – Chaos in der Ordnung“ erläuterte das Selbstverständnis des Menschen im 21. Jahrhundert, das durch Risse im wissenschaftlichen Weltbild zu Chaos geführt habe. Dabei sei auch das Chaos mathematisch erfassbar. Dies verdeutlichte Prof. Peitgen, in dem er mit optischen Beispielen die Wahrnehmung des Auditoriums auf die Probe stellte und so klar machte, dass Chaos den Verlust der praktischen Vorhersagbarkeit bedeutet.
Nicht das Chaos sondern die sachliche Diskussion und die rundweg interessanten Vorträge prägten die Veranstaltung, die hoffentlich auch im kommenden Jahr eine Fortsetzung findet.