Kommentar

Digitalisierung – ja, aber doch nicht auf der Baustelle?

Wenn uns die Covid-19-Pandemie eines gelehrt hat, dann ist es der Umgang mit digitalen Kommunikationswerkzeugen im beruflichen Alltag: Teams, ZOOM oder WebEx ersetzen nicht nur den direkten persönlichen Kontakt zu den Kollegen, auch Dienstreisen zu externen Besprechungen werden entbehrlich. Das spart Kosten und – vielleicht noch wichtiger – verschafft zusätzliche Arbeitszeit, die für neue Aufgaben genutzt werden kann. Die Produktivität der Mitarbeiter und somit des Unternehmens steigt. Diese Erfahrungen haben uns geprägt und werden unseren Arbeitsalltag nachhaltig verändern. 

 

Digitalisierung hat die Baustelle erreicht

Die Digitalisierung begann allerdings nicht erst mit der Covid-19-Pandemie und sie endet nicht im Büro. Auch unabhängig von den aktuellen äußeren Zwängen hat die Digitalisierungswelle die Baubranche längst erreicht – und damit auch die TGA-Unternehmen. Die Wertschöpfungskette von Infrastrukturbauwerken und Gebäuden wird über deren gesamten Lebenszyklus hinweg zunehmend digital. Längst sind Servicemonteure mit Tablets unterwegs und nutzen die online verfügbaren Daten zur Auftragsverwaltung, Arbeitsplanung oder Zeiterfassung, zur Rechnungsdatenbearbeitung und im Dialog mit den Kunden.

Doch was ist mit der Baustelle und den dort eingesetzten Mitarbeitern? Können auch dort die Prozesse digitalisiert werden? Die Antwort lautet: ja. Die Daten des digitalen Gebäudemodells, das beim Anwenden der BIM-Methode entsteht, können auch hier gewinnbringend genutzt werden. Möglich sind beispielsweise die passgenaue Vorfertigung von Baugruppen anhand dieser Daten im eigenen Unternehmen, die Steuerung der Materialflüsse oder die digitale Dokumentation bereits erbrachter Leistungen. Durch die Kenntnis des aktuellen Arbeitsstandes aller Gewerke kann die Personalplanung nahezu tagesaktuell angepasst und optimiert werden, die Wertschöpfung des Mitarbeiters wird gesteigert. 

Für den notwendigen Wandel in den Unternehmen wurden im Infrastrukturbereich groß angelegte Forschungsprojekte durchgeführt. Aktuell erarbeitet das „Kompetenzzentrum Planen und Bauen“ im Rahmen der Initiative „Mittelstand 4.0“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie weitere Hilfen für kleine und mittlere Unternehmen der Baubranche. Die Verbände helfen dem Kompetenzzentrum dabei. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter sollen bei dem Wandel unterstützt und mitgenommen werden, die gesamte Branche soll zukunftsfähig werden. Weitere Akteure entwickeln den normativen und regulativen Rahmen und begleiten den Wandel systematisch. Exemplarisch genannt seien hier buildingSMART, planen-bauen 4.0, aber auch die Regelsetzer VDI oder DIN. Die Fachverbände wiederum bieten den Mitgliedsunternehmen Plattformen für den Erfahrungsaustausch und die Entwicklung branchenspezifischer Werkzeuge. 

 

Grenzen ausloten,Vorteile erkennen

Allerdings haben wir während der Covid-19-Pandemie auch gelernt, dass Rechner, Smartphone und Internet den direkten Kontakt zwischen Menschen nicht ersetzen können. Die für viele Menschen neuen Medien können sogar Ängste hervorrufen und der richtige Umgang mit ihnen will gelernt sein. Es gilt, die Grenzen der Technologie auszuloten, die tatsächlich vorhandenen Vorteile zu erkennen, in die Abläufe einzuplanen und für das Unternehmen gewinnbringend umzusetzen. Damit das erfolgreich gelingt, ist es von erheblicher Bedeutung, die Mitarbeiter von Beginn an einzubinden, zu begeistern und mitzunehmen. Sie sind es schließlich, die den Wandel vollziehen müssen. Gerade junge, IT-affine Mitarbeiter werden hier wesentlich unterstützen. So können zukunftsfähige, digitale und nachhaltige Strategien für die Unternehmen erarbeitet und erfolgreich umgesetzt werden. 

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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