ITGA-Herbsttagung 2016

Politik – Sicherheit – Digitalisierung

Die Herbsttagung des Industrieverbands Technische Gebäude­aus­rüs­tung Nordrhein-Westfalen (ITGA NRW) bildet als jährlich stattfindendes Treffen den Mittelpunkt der TGA-Branche in NRW oder wie es Michael Mahr, Vorsitzender des Verbands, so trefflich wiedergab: „Das ist die Versammlung der wichtigsten Menschen in NRW, die sich mit Heizung, Lüftung, Klima, Elektro und Sanitär beschäftigen.“ Die wirtschaftliche Lage im industriell geprägten TGA-Anlagenbau sei derzeit gut bis ausgezeichnet, berichtete er vor gut 80 Teilnehmern. „Wir können zum Teil die Rosinen picken, wenn es um Aufträge geht“, brachte es Michael Mahr auf den Punkt. Das wichtigste an der derzeitigen Entwicklung aber sei, so betonte er, dass die TGA im Bauwesen eine Wertstellung erreicht habe, die sie bislang zumindest in den letzten 20 Jahren nicht hatte. Denn, was die im Verband vertretenen Unternehmen mit ihren Ingenieuren in der TGA leisten, gehöre zum „Hochreckturnen am Bau“. Doch allen positiven Aspekten zum Trotz gibt es auch in der konjunkturellen TGA-Blüte am Bau Schattenseiten. So kämpfen immer mehr Unternehmen um einen geeigneten beruflichen Nachwuchs. Hier sieht der Verband eine wichtige Aufgabe für sich, die Berufe der Gebäudetechnik noch positiver zu belegen und bekannter zu machen.

Wie in den Jahren zuvor folgte ein bewährter Vortragsdreiklang mit Themen aus Politik, Technik und Markt. Als erster politischer Redner der Herbsttagung trat Armin Laschet, Vorsitzender der CDU-Fraktion im NRW-Landtag, ans Pult und prangerte die derzeitigen Mängel in der Wirtschaftspolitik des Landes an. Expandierende Unternehmen hätten derzeit Probleme, geeignete Flächen vor Ort zu finden. Mit diesem Problem hätten auch Unternehmen und Hersteller der Branche zu kämpfen. Hier müssten Wirtschaft und Naturschutz ausgewogener behandelt werden, um die Unternehmen nicht zum Abwandern in andere Bundesländer zu bewegen, so sein Credo.

Um die Digitalisierung von Gebäuden ging es im Vortrag von Prof. Dr. h.c. Axel Haas und Dr.-Ing. Markus Jostock, Arend Prozess-automation, die anhand des „The Edge“ in Amsterdam vorstellten, wie intensiv ein Gebäude heute automatisiert werden kann. Bei diesem Gebäude, das mit einem BREEAM-Wert von 98,36 % einen Rekordwert vorweist und als derzeit nachhaltigstes Gebäude der Welt gilt, sind 28.000 Sensoren verbaut. Diese erlauben eine beinahe totale Vernetzung und eine Auswertung umfassender Datenmengen. Dr.-Ing. Markus Jostock sieht neun Basistechnologien in der Industrie 4.0 (siehe Infokasten), von denen die meisten direkt oder indirekt im Gebäude genutzt werden können. Gebäude und Industriefertigung werden künftig immer weniger voneinander zu trennen sein. Energieströme werden zwischen beiden Bereichen ebenso wie Daten künftig immer intensiver ausgetauscht. Der Blick in die technische Zukunft mit Ausblick auf die TGA und die umfassenden Möglichkeiten zur Datenanalyse führte überraschend schnell zu lebhaften Diskussionen. Denn die technischen Möglichkeiten sind inzwischen so umfassend geworden, dass ethische und juristische Aspekte in Gefahr geraten, im Strudel der Technik unterzugehen.

Dr. Peter Liese, Europaabgeordneter der CDU, brachte im nächsten Vortrag die politischen Rahmenbedingungen zur Sprache. So steht eine Revision der EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) an. Die Gebäudeeffizienzrichtlinie soll künftig die Anforderungen an die Energieeffizienz über die der erneuerbaren Energien stellen und damit dem Ziel näherkommen, nachdem Energie, die nicht benötigt wird, gar nicht erst bereitgestellt werden muss.

In einem amüsant vorgetragenen Beitrag zum Schluss nahm sich Marco di Filippo des Themas der IT-Sicherheit an. Dabei blieb so mancher Lacher im Halse stecken, wenn er anschaulich  verdeutlichte, wie anfällig bereits im Netz frei verfügbare Daten den Menschen machen. Denn das Netz unterscheidet (in vielen Fällen) nicht über die Informationsweitergabe an echte Bekannte, Unbekannte oder sogar Kriminelle. Dabei ist auffällig, wie viel das Netz bereits über einen jeden von uns weiß, ohne dass dazu Daten gehackt werden müssen. Hier ist noch mehr Sensibilität beim Nutzer gefragt.

Der persönliche Austausch im realen Leben ist durch die digitale Kommunikation nicht auf dem gleichen Niveau zu ersetzen. Das war bei den zahlreichen Netzwerkgesprächen auf der Herbsttagung, die sich wieder einmal mehr als runde Veranstaltung präsentierte, deutlich zu spüren.

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