Politik, Forschung und Kommunikation
Die traditionelle Herbsttagung des Industrieverband Technische Gebäudeausrüstung Nordrhein-Westfalen (ITGA NRW) fand am 14. November 2013 in Düsseldorf statt. Mit rund 70 Teilnehmern war es die bislang bestbesuchte Veranstaltung und zeigt, wie wichtig die drei Erfolgsfaktoren der Veranstaltung sind: das Netzwerk der Teilnehmer, der Austausch zwischen Politik und TGA-Branche sowie die interessanten Fachvorträge. Michael Mahr, Präsident des ITGA Nordrhein-Westfalen, lud gleich zu Beginn Mitglieder, Fördermitglieder und Nochnichtmitglieder zur Mitwirkung im Verband ein. Denn ein Verband lebt von der aktiven Beteiligung seiner Mitglieder (und solchen, die es noch werden wollen). Die Herbsttagung bietet stets eine gute Gelegenheit zum Fach- und Meinungsaustausch im angenenehmen Ambiente des Steigenberger Parkhotels in Düsseldorf.
Politik, ...
Der erste Redner, wie auf vielen Vorveranstaltungen ein Landespolitiker, bietet im Rahmen der Verbandsarbeit des ITGA stets die Möglichkeit und die Chance, TGA-Themen an die Politik zu adressieren. Der in diesem Jahr als Redner gewonnene Landtagsabgeordnete Hendrik Wüst (CDU) sieht als Sprecher für Wirtschaft, Mittelstand und Energie in der energetischen Gebäudesanierung einen wichtigen Pfeiler der Energiewende und hat ein Ohr für die Belange der mittelständischen Unternehmen der TGA-Branche. Hendrik Wüst sprach sich dafür aus, die Rahmenbedingungen für die Gebäudesanierung technologieoffen zu gestalten und einen Wettbewerb der Technologien zuzulassen. Er forderte zudem die Vertreter des Mittelstands direkt dazu auf, in diesem Fall ein Stück weit die gewohnte Zurückhaltung abzulegen und Politiker direkt auf das Thema der Effizienztechnologien und die Möglichkeiten der TGA anzusprechen. Wenn bei solchen Gelegenheiten der TGA-Mittelstand auf die Politik trifft, kommt es meist zu einem Aha-Erlebnis, da die TGA-Branche gegenüber anderen Branchen immer noch sehr zurückhaltend agiert und zu selten die Gelegenheit nutzt, wichtige Themen in der Politik zu verankern. Dabei bietet gerade die TGA-Branche im Rahmen der Energiewende große Möglichkeiten mit weniger Energieeinsatz mehr zu erreichen.
... Forschung und ...
Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, Direktor E.ON Research Center, RWTH Aachen, ging in seinem Vortrag auf die Aufgaben und Chancen der Gebäudetechnik im Rahmen der Energiewende ein. „Wir als TGA’ler verkaufen die technische Qualität eines Gebäudes“, verkündete er. Ein wichtiges Thema der Zukunft sieht er in der Fragestellung nach Speichern im Gebäude. Sollte sich die Frage einer Energieflatrate stellen, was bei zeitweisen Überschüssen im Stromnetz durch die regenerativen Energien nicht auszuschließen sei, müsste eine entsprechende Pufferung von Energie im Gebäude vorgesehen werden, um den Restbedarf an Leistung zu einem möglichst niedrigen Preis einkaufen zu können. Zugleich müsse die Dämmung als wichtige Eigenschaft im Gebäude ihre dominante Rolle einbüßen, da die TGA wesentlich besser dazu geeignet sei, den Primärenergiebedarf zu senken. Dementsprechend müsse die Dämmung flexibler ausfallen. Deutschland könne hier Vorreiter sein. „Wir haben die Chance, verschiedene Techniken zu entwickeln, die andere später brauchen können“, forderte er die Anwesenden zur Mitwirkung bei neuen Konzepten auf. Zugleich werde das Thema Energie ein Aspekt der Kommunikation, den Unternehmen wie Telekom und Google für sich bereits entdecken. Zudem müsse die TGA-Branche zukünftig stärker quartiersorientiert und damit städtebaulich denken. Eine dezentrale Energieversorgung sei in Quartieren denkbar, wie aktuelle Forschungsprojekte in Bottrop zeigen würden.
... Kommunikation
Mit einem Vortrag zum Thema „EU-Regelungen – was rollt da auf uns zu?“ von Martin Schellhorn, Inhaber der Kommunikations-Management Schellhorn GmbH, endete der fachliche Teil der ITGA-Herbsttagung. Martin Schellhorn brachte in seinem Vortrag die Herausforderungen der ErP-Richtlinie zu Gehör und ging dabei insbesondere auf LOT 1 (Heizgeräte) ein, um zu verdeutlichen, dass mit einem Effizienzlabel auf der Hülle eines Produktes für Planer und Ausführende der TGA-Branche die Probleme noch nicht gelöst seien, sondern ganz im Gegenteil die Herausforderung erst beginne. Fachplaner wie Ausführende müssten bereits in ihrem Angebot den Kunden verpflichtend ein Packetlabel zur Verfügung stellen, in dem die energetischen Eigenschaften des Gesamtsystems „Heizung“ auf Grundlagen der Herstellerdaten berechnet seien. Zwar seien zwischen dem Inkrafttreten von LOT 1 am 26. September 2013 bis zum Ende der Übergangszeit noch fast zwei Jahre Zeit, doch wird bei einer falschen Berechnung der Planer haftbar sein. In der Folge, so Martin Schellhorn, sei damit zu rechnen, dass Heizwertgeräte bis auf den Austausch bei Etagengeräte nicht mehr einzusetzen sind. Zudem würden Wärmepumpen – und das sei politisch gewollt – gegenüber gleich effizienten Geräten, die andere Energieträger nutzen, bevorzugt. Es sei auf jeden Fall sinnvoll, sich intensiv mit der Problematik zu beschäftigen.
Fazit
Der ITGA NRW hat mit seiner Herbsttagung erneut gezeigt, dass er brisante und zukunftsorientierte Themen überzeugend aufgreift. Er bietet ein Forum zum Netzwerken und zeigt so deutlich, wie wichtig und fruchtbar die Verbandsarbeit für die TGA-Branche ist.