Rückblick auf das BVF-Symposium 2019
Der Bundesverband Flächenheizungen und Kühlungen e.V. (BFV) stellte sein Symposium im November 2019 in Würzburg mit dem Schlagwort „#flaechenheizungforfuture“ unter das Banner der Energiewende und näherte sich so an die Klimaschutzdebatte der letzten Monate und Jahre an. Über 90 Teilnehmer aus der Heizungsbranche waren der Einladung gefolgt und haben sich über aktuelle Themen rund um die Energiewende informiert.
Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Ulrich Stahl wurde die Thematik im ersten Vortrag von Axel Grimm, BVF-Geschäftsführer, aufgegriffen. Seiner Einschätzung nach sind Flächenheizung und Flächenkühlung eine Basistechnologie für ein Gelingen der Umsetzung der Klimaschutzziele. Ganz vorne stehen Einsparungseffekte bei dem Einsatz von modernen Wärmeerzeugern, wie die Wärmepumpe, Fernwärme oder die Solarthermie. „Ca. 12 % Energieeinsparung können Nutzer bereits durch die niedrigere Raumlufttemperatur des Systems realisieren“, erklärte Axel Grimm.
An diese Thematik knüpfte Prof. Dr. Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) an. Um die „die Herausforderungen der Energiewende“ greifbarer zu gestalten, fehle es derzeit an brauchbaren Studien, die einen Weg zur Wende genauer betrachten. „In der Regel richten sich Studien nach dem Auftragsgeber und dieser stellt seine Lösung in den Fokus“, begründet der Wissenschaftler. Daher brauche es mehr Pilotprojekte, die wissenschaftlich begleitet werden und so objektive Werte liefern. Zudem bräuchte es mehr „grüne“ Wärmeerzeugung und einen deutlich verringerten Wärmeverbrauch, um die Ziele für eine Energiewende zu erreichen. „Das Klimapaket hilft uns in Teilen ein bisschen“ und stellte einen persönlichen Wunschzettel für die „#flaechenheizungforfuture“ auf: mehr Pilotvorhaben für Flächenheizungen und Wärmenetze mit niedrigen Temperaturniveaus, mehr Flächenheizungen im Bestand sowie ein Vergleich der Systemlösungen Wärmepumpen und Flächenheizung gegenüber Wärmepumpen und Radiatoren.
Antje Vargas, GeoClimaDesign AG, referierte über die Möglichkeiten, Flächenheiz- und -kühlsysteme in der Modernisierung zu nutzen, und stellte dazu einige umgesetzte Praxisbeispiele vor.
Axel Grimm klärte in seinem zweiten Vortrag über die technischen Regelwerke im Bereich Kühl- und Heizdeckensysteme auf. Dabei stellte er die neue Richtlinienreihe für Deckensysteme vor, die durch die Fachgruppe Kühl- und Heizdeckensysteme des BVF aktuell aufgelegt wird. Die im Mai 2019 veröffentlichte „Richtlinie 15.1: Grundlagen und Möglichkeiten“ steht auf der BVF-Homepage zum kostenfreien Herunterladen bereit (Richtlinie 15.1 – Kühlen und Heizen mit Deckensystemen).
Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz ging in seiner ersten Ausführung auf die Unterschiede zwischen der DIN V 4108-6 / DIN V 4101-10 gegenüber der DIN V 18599 ein. Veränderungen betreffen hauptsächlich die Berechnungsverfahren. Der GEG-Entwurf sieht die DIN V 18599 als bevorzugte Norm. Es wird damit gerechnet, dass die DIN V 4108-6 / DIN V 4101-10 im Laufe des Jahres 2020 zurückgezogen werden könnte.
Im Rahmen der vom BVF e.V. beauftragten, systemübergreifenden Studie „Energetische Effizienz und Wirtschaftlichkeit der elektrischen Direktheizung“ wurden durch Prof. Oschatz vom ITG Dresden vergleichende Berechnungen aus Sicht der Effizienz (Studie Teil 1) und der Wirtschaftlichkeit (Studie Teil 2) für unterschiedliche Anlagenvarianten durchgeführt, darunter Anlagenkombinationen mit und ohne elektrische Flächenheizung.
Die Erfüllung der primärenergetischen Anforderung von GEG und Effizienzhäusern mit Stromdirektheizung in Verbindung mit PV-Strom ist demnach möglich und auch wirtschaftlich attraktiv. In hochwärmegedämmten Gebäuden stellen elektrische Flächenheizungen damit eine gute Alternative zu anderen gängigen Heizsystemen dar, die Jahresgesamtkosten elektrischer Direktheizungen sind vergleichbar mit denen einer Gas-Brennwertheizung bzw. günstiger als bei einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe mit PV-Anlage und Zu-Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. Allerdings gebe es auf politischer Seite noch „ideologisch vorgeprägte“ Einwände gegen Lösungen, die Strom direkt in Wärme wandeln.
Die letzten Fachvorträge griffen das digitale Zeitalter auf: Klaus Russell-Wells von joul.de stellte seinen YouTube-Kanal mit Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation vor und nahm die Aufklärung von Endkunden in den Fokus, bevor Inga-Lill Kuhne und Prof. Dr. Michael Marmann von ecolearn.de zum Abschluss die Möglichkeiten von E-Learning und Webinaren sowie ihre Wissensplattform „infobase“ vorstellten.
Die BVF-Preisträger 2019
Im Rahmen des BVF-Symposiums wurden drei Preise verliehen: Produkt des Jahres, Objekt des Jahres und Fachplaner des Jahres.
Als Produkt des Jahres wurde das Flächenheizsystem mit dezentraler Verteilung „Unidis“ von Oventrop ausgezeichnet.
Als Objekt des Jahres wurde das mit einer Flächenheizung von PYD ausgestattete „Edelweiß Salzburg“ prämiert.
Der Titel Fachplaner des Jahres ging an das Ingenieurbüro Duschl Ingenieure in Rosenheim für die Planung des Heiz- und Kühlsystems in der mit Fernwärme und Wärmepumpen ausgestatteten John-Cranko-Schule in Stuttgart, in der die Wärme- und Kälteverteilung mit Betonkernaktivierung und Fußbodenheizung erfolgt. Einen Beitrag hierzu lesen Sie in der tab 6/2020.