Vorbild Deutschland?
Die Deutsche Industriewirtschaft ist der Musterknabe in Europa und steht weltweit, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, an vierter Stelle. Sie ist ein Vorbild für Industrienationen weltweit. Bis heute hat der Begriff „Made in Germany“ einen sehr guten Klang und sorgt für gute Marktchancen der unter dieser Herkunftsbezeichnung vertriebenen Produkte. Weltweit konkurrenzfähig sind neben der Automobil- und der Elektrotechnischen Industrie auch die Chemieindustrie und natürlich der Maschinenbau.
Dies liegt zum einen an der Qualität der eingesetzten Rohstoffe und an hochwertigen Ausgangsprodukten. Weiterer Baustein ist die fundierte Ausbildung der Mitarbeiter in Deutschland, welche zumeist nach dem dualen System in den Betrieben und Berufsschulen erfolgt. Die Deutschen Hochschulen stehen in enger Verbindung zur Industrie, so dass die Studieninhalte flexibel an den Bedarf der Industrie angepasst werden können. Natürlich leisten die hoch automatisierten und integrierten Fertigungsprozesse sowie wirksame Qualitätskontrollen ebenfalls einen wichtigen Beitrag.
Da sollte man doch meinen, dass auch andere Sektoren der Wirtschaft hochproduktiv und außerordentlich leistungsfähig sind. Dies trifft jedoch nur teilweise zu. Leider bildet gerade die Bauwirtschaft hier eine Ausnahme. Die massiven Probleme bei den von der Presse in der vergangenen Zeit aufgegriffenen Großprojekten, hier insbesondere solche der öffentlichen Hand, zeichnen ein deutliches Bild – egal ob im Osten, Norden oder in der Mitte der Republik. Dabei spielt nicht nur die Überschreitung von Termin- und Kostenzielen eine Rolle, auch Qualitätsprobleme wie beispielsweise beim Hauptbahnhof Berlin sind zu beobachten.
Woran kann das liegen oder, besser noch, wie kann das verhindert werden? Im April 2013 hat die damalige Bundesregierung zur Klärung dieser Frage eine „Reformkommission Großprojekte“ initiiert, die die Bauabläufe analysieren und Verbesserungsvorschläge zur Vermeidung von Baukostensteigerungen und Terminüberschreitungen bei Großprojekten unterbreiten soll. Das Gremium ist mit Spitzenkräften aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung hochkarätig besetzt und wird von zwei Arbeitsgruppen unterstützt. Der Ergebnisbericht zur Kommissionsarbeit wird noch in 2014 erwartet.
Die Arbeitsgruppe „Moderne modellorientierte Planungsmethoden“ weist den Weg aus der Misere. Sie orientiert sich an den integrierten industriellen Prozessabläufen und fordert modellorientiertes Entwickeln, Planen, Bauen und Betreiben, also das Einführen und verbindliche Verwenden des Building Information Modeling (BIM) in Deutschland. Davon erwartet sie bereits vor Baubeginn eine höhere Planungsqualität sowie Kosten- und Terminsicherheit, in der Bau- und Betriebsphase ein besseres Risikomanagement und exaktere Lebenszyklusbetrachtungen. Planer, Softwarehersteller, Bauausführende und Bauherren sollen eine gemeinsame Strategie zur Einführung des integrierten modellorientierten Arbeitens entwickeln. Insbesondere unsere nordeuropäischen Nachbarn sind in Sachen BIM bestens vorbereitet und dem Stand der Implementierung von BIM gegenüber unserer Baubranche um Jahre voraus. Sie werden Aufträge auch in Deutschland, bei denen die Anwendung der BIM-Methode gefordert ist, sicherlich nicht ausschlagen. Wollen wir, und damit ist innerhalb des Bausektors insbesondere die TGA-Branche angesprochen, nicht von der Entwicklung überrollt werden, ist es höchste Zeit, sich intensiv mit dieser für uns neuen, aber für alle Beteiligten effektiven Methode auseinanderzusetzen.