Energieeffizienz im System denken

Wärmeversorgung im großen Stil

Der Gebäudebereich, auf den rund 40 % des Energiebedarfs entfallen, wird immer wieder als wichtiger Baustein hervorgehoben, in dem durch Modernisierung und Effizienzsteigerung Energie eingespart werden kann. Auch der Bereich Verkehr wird mit der Einführung verbrauchsreduzierter Fahrzeuge berücksichtigt. Bislang weniger deutlich wird der Industriebereich angesprochen, auf den 31 % des weltweiten Energieverbrauchs entfallen. Dass auch dort große Potentiale brach liegen, thematisierte Bosch Thermotechnik im Rahmen einer internationalen Fachpressekonferenz. Die Optimierungs- und Modernisierungsmöglichkeiten durch Einsatz moderner Technologien liegen bei rund 20 bis 30 %. Wie dies konkret aussehen kann, erläutert Dr. Markus Brandstetter, Leiter kundenspezifische Großanlagensysteme, Bosch Thermotechnik GmbH, im Interview mit der tab-Redaktion.

 

Interview

tab: Das Thema der Einsparpo­tentiale in der gewerblichen und industriellen Wärmeerzeugung spielte bislang eine ne­bensächliche Rolle. Woran liegt dies?

 

Dr. Markus Brandstetter: Hier hat sicherlich bereits über die letzten Jahre ein Umdenken eingesetzt. Getrieben wird dies einerseits durch steigende Brennstoff- und Energiekosten, andererseits durch staatliche Programme und Auflagen hinsichtlich Emis­sions­reduzierung. Viele Unternehmen setzen heute bereits auf ein effektives Energiemanagement, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und weiter zu steigern. Dennoch ist vielfach ein großes Verbesserungspotential vorhanden. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die durchschnittliche Lebensdauer von gewerblichen und industriellen Energieerzeugungsanlagen sehr hoch ist (20–30 Jahre). Viele Anlagen, die dem Stand der Technik nicht mehr entsprechen, sind weiterhin in Betrieb. Sie könnten nach heutigen Maßstäben wesentlich effektiver arbeiten.

 

tab: Die dena hat mit Unterstüt­zung von BDH und der Interes­sen­gemeinschaft Energie Um­welt Feuerung GmbH das The­ma „Energieeffizienz in der In­dustrie“ (www.industrie-ener­gie­effizienz.de) im Januar 2012 vorgestellt. Seitdem war aber wenig Neues zu dieser Initiative zu hören. Wie sinnvoll sind solche Aktionen?

 

Dr. Markus Brandstetter: Diese Aktionen sind unseres Erachtens sehr sinnvoll. Insbesondere das oben genannte Programm haben wir hinsichtlich Wärmeversorgungssysteme aktiv unterstützt. Auf der Webseite findet sich eine Vielzahl von praxisrelevanten Beispielen und Umsetzungserfolgen. Diese Erfolgsgeschichten erzeugen Interesse bei den Betreibern, sich mit den verschiedenen Energiesparmöglichkeiten auseinanderzusetzen.

tab: Wie kann man die Verantwortlichen davon überzeugen, in eine Effizienzsteigerung ihrer Wärmeerzeugung und Verteilung zu investieren?

Dr. Markus Brandstetter: Am besten überzeugt man natürlich durch Rentabilität. Auf den ersten Blick können die teilweise hohen Initialinvestitionen für Modernisierungen oder Erneuerungen durchaus beeindrucken. Hier sollte man sich aber bewusst machen, dass die Investitionskosten bei Energieerzeugungs- und -verteilungsanlagen durchschnittlich gerade einmal 0,5 % bis 5 % der Lebenszykluskosten ausmachen. Den Hauptkostenanteil haben hier die Brennstoffkosten. Effi­zien­te Anlagen rechnen sich – häufig können Amortisa­tions­zeiten von wenigen Jahren erreicht werden.

Auch die Politik unterstützt den Wandel aktiv. So wurde zum Beispiel aktuell von der BAFA ein neues Programm zur Förderung von hocheffizienten Querschnittstechnologien auf den Weg gebracht, das in Form von Investitionszuschüssen vor allem Klein- und Mittelstandsunter­nehmen hilft, ihre energeti­sche Wett­bewerbsfähigkeit zu verbes­sern.

tab: Welche Amortisationszei­ten bekommen Sie üblicherwei­se zu hören und welche Zeiten wären aus Ihrer Sicht sinnvoll?

 

Dr. Markus Brandstetter: In Gewerbe und Industrie wird oft in relativ kurzen Zyklen gedacht. Eine Investition, die sich nicht in drei bis maximal fünf Jahren rentiert, hat unserer Erfahrung nach kaum eine Chance auf Realisierung. Je nach Ausgangslage sind diese Erwartungen durchaus erfüllbar, wie das Beispiel der Staatsbrauerei Weihenstephan zeigt (siehe Infokasten).

tab: Wie binden Sie TGA-Ingenieure in Projekte ein?

Dr. Markus Brandstetter: Wir beraten TGA-Ingenieure hinsichtlich unserer Systemlandschaft und unterstützen diese in den Projektphasen bei der Grob- und Detailplanung komplexer Anlagen. Durch unsere Komponenten in modularer Ausführung wird eine schnelle und einfache Planung gewährleistet.

 

tab: Herr Dr. Brandstetter, vielen Dank für das Inter­view.

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