Wandel vom Produktions- zum Technologieunternehmen
Die Vaillant Group hat auf ihrer digitalen Jahrespressekonferenz Mitte Mai 2017 die Unternehmenszahlen für das Jahr 2016 und einen Ausblick auf das erste Quartal 2017 präsentiert sowie eigene Schritte für den Weg in die digitale Zukunft aufgezeigt. Dazu stellte sich die Geschäftsführung den Fragen der per Bildschirm zugeschalteten Fachpresse und gab einen Einblick in die weltweiten Heiztechnikmärkte. So sei es der Stagnation der europäischen Märkte geschuldet, dass vermehrt Wachstumsregionen wie China eine für den Umsatz immer wichtigere Rolle einnehmen. Derzeit werden bereits 80 % des Umsatzes außerhalb von Deutschland erzielt.
Digitale Produkte und Dienstleistungen
Neben der zunehmenden Fokussierung auf erneuerbare Energien und Effizienztechnologien verstärkt die Vaillant Group den Wandel von einem klassischen Industrie- hin zu einem Technologieunternehmen. „Die Digitalisierung wird unsere Branche sehr, sehr verändern“, ist sich Dr. Carsten Voigtländer, Vorsitzender der Geschäftsführung, sicher. Die Bestrebungen werden in der Digitalstrategie „PACE“ (Partnership – Added Bussiness Value – Culture and Competences – Digital Ecosystems) gebündelt. Dazu sei das Unternehmen bei den wichtigen „Smart Home“-Standards dabei. Die Entwicklung von digitalen Produkten und Dienstleistungen sind ebenso wie der Vertrieb vernetzungsfähiger Produkte weitere wichtige Felder. Mit internetfähigen Thermostaten wächst das Unternehmen nach eigenen Angaben schneller als der Markt. Außerdem werden „Smart Home“-Lösungen für gängige Standards angeboten.
„Das Internet ist auch beim Onlinevertrieb nicht mehr wegzudenken“, erklärte Dr. Andree Groos, Geschäftsführer Vertrieb, Marketing & Service. Zudem werden digitale Dienstleistungen und Services immer wichtiger. Hierzu werde die eigene Softwarekompetenz weiter gestärkt.
Stärkung des Stammsitzes in Remscheid
Im Rahmen des Ausbaus der Wärmepumpenfertigung – im Segment Wärmepumpen wurde im 1. Quartal 2017 der Umsatz um 30 % gesteigert – wurde die Produktion nach Remscheid geholt. Hier soll die räumliche Nähe von Forschung und Entwicklung zu Synergieeffekten führen. Zudem wird für Forschung und Entwicklung derzeit für rund 54 Mio. € ein neues Zentrum errichtet. Das Werk in Gelsenkirchen wird im Gegenzug zu den in Remscheid aufgebauten Arbeitsplätzen 2018 geschlossen.
Trends und Technologien
Sowohl in der Gas-Wärmepumpe wie in Brennstoffzellenheizgeräten sieht man bei Vaillant derzeit zwar interessante Technologien, aber keine mit wachsender Marktrelevanz. So werde man die Entwicklung dort nur beobachten und die ganzen Anstrengungen eines Großserienherstellers in die Produktion von Elektro-Wärmepumpen und Gasbrennwertgeräte stecken. Auch Heizwertgeräte sind in verschiedenen Regionen der Welt immer noch stark gefragt und werden weiter hergestellt.
Nicht zu vernachlässigen ist das Thema Lüftung, das ein wichtiges für Vaillant bleiben wird. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung werde über kurz oder lang in Gebäuden Standard sein, wenn man sich die Anforderungen an die Gebäudeeffizienz ansieht, ist man sich in Remscheid sicher.
„Wir haben heute mehr Komplexität in der Technik, die beherrscht werden muss“, stellte Dr. Ing. Norbert Schiedeck, Geschäftsführer Technik, fest. So gehe die Entwicklung weg vom einzelnen Produkt hin zum vernetzbaren System. Zwar sei „das Produkt an sich weiter wichtig. Zunehmend werden aber die Produkte miteinander vernetzt. Diese Komplexität wird ansteigen. Der physische Besitz verliert dagegen an Bedeutung. Die Bedeutung der Funktion steigt.“ Letztlich werde die „Software der Schlüssel zu echten Produktinnovationen“.
Welche Wege der digitale Wandel genau einschlagen wird, ist schwer vorherzusagen. Doch gilt es, frühzeitig dabei zu sein, die Märkte zu beobachten und Entwicklungen aktiv zu begleiten. Bei Vaillant jedenfalls sei man bereit, den Wandel mitzugestalten, so das Fazit der Online-Pressekonferenz.
Kennzahlen
Die Umsatzerlöse im Jahr 2016 lagen mit 2,403 Mrd. € etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Damit kompensierte die Vaillant Group nicht nur den allgemein rückläufigen Markttrend in der europäischen Heiztechnikbranche, sondern auch die deutliche Abwertung mehrerer bedeutender Landeswährungen gegenüber dem Euro.
Währungskursbereinigt übertrafen die Umsatzerlöse das Vorjahr um 3,4 %. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich im Jahresvergleich um 15,8 % auf 215 Mio. € deutlich. Mit dem ersten Quartal 2017 zeigt sich das Unternehmen ebenfalls zufrieden und erwartet für das Gesamtjahr ein moderates Wachstum bei Umsatz und Ergebnis.