Warmwasser für den ADAC
Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens hatte der ADAC eine neue Zentrale in der bayerischen Landeshauptstadt geplant. Mit der Grundsteinlegung im April 2007 begannen die Bauarbeiten am ADAC-Neubau, dessen Entwurf vom Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton stammt. Ein fünfgeschossiger Sockelbau bietet zusammen mit dem darauf liegenden 18-geschossigen Hochhaus Platz für rund 2400 Mitarbeiter in München. Den Mitarbeitern stehen mobile Arbeitsplätze mit flexibler Gestaltung in hellen und großzügigen Büros zur Verfügung. Auf den rund 124 000 m² Bruttogeschossfläche wurden neben den Büroflächen komfortable Schulungs- und Konferenzbereiche, ein Veranstaltungsbereich, ein Casino, eine Cafeteria, ein Rechenzentrum, eine Druckerei und weitere Logistikbereiche sowie eine Parkgarage mit 1000 Stellplätzen errichtet.
Das Energiekonzept
Der weithin sichtbare Büroturm fällt nicht nur durch seine Höhe von über 90 m auf, vielmehr sind es die insgesamt 22 verschiedenen Farben der 1152 Fassadenelemente, die sich wie ein Mosaik über die etwa 30 000 m2 große Glasfassade verteilen. Die neue ADAC-Zentrale in München bietet aber nicht nur eine interessante Architektur, auch das Energiekonzept bietet einige Highlights. Der Neubau wurde mit einem hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet und nutzt Geothermie. 349 Energiepfähle, die bis zu 37 m tief in das Grundwasser geführt wurden, decken rund 20 % des Energiebedarfs.
Allein durch die geothermische Anlage wird es in den nächsten Jahren möglich sein, einen wesentlichen Beitrag dafür zu leisten, die Energiekosten niedrigzuhalten. Die Grundklimatisierung der Bürobereiche erfolgt im Sommer durch eine Bauteilkühlung in den Geschossdecken. Hierzu wird das im Erdreich temperierte Wasser-Glykol-Gemisch in die Leitungen eines Rohrsystems in den Betondecken geleitet. Den Restbedarf für die Beheizung liefert ein Fernwärmeanschluss. Über eine 1500 m2 große, auf dem Flachdach des Sockelbaus installierte Photovoltaikanlage wird Solarstrom produziert. Die 1452 Module sind bei maximaler Sonneneinstrahlung für rund 200 kWp ausgelegt. Die doppelt verglaste Fassade mit innenliegenden Jalousien schützt das Gebäude vor einer erhöhten Sonneneinstrahlung bzw. verhindert einen Hitzestau.
Mit der Nutzung von Photovoltaik, Geothermie, Fernwärme und einer dezentralen Warmwasserversorgung entspricht das Energiekonzept den gestellten Anforderungen an einen minimierten Energiebedarf.
Energieeinsparung heißt jedoch nicht, dass auf Komfort verzichtet werden muss. Der beste Beweis dafür ist das Konzept zur Warmwasserbereitung im ADAC-Neubau, das von den Unternehmen Clage, NEK Ingenieure und Stingl ausgearbeitet wurde.
Hier konnten die Clage-Objektberater ihre Kompetenz bei der Entwicklung individueller Konzepte unter Beweis stellen. Ergebnis ist eine dezentrale Warmwasserversorgung, die auf die Bedürfnisse der Nutzer an den jeweiligen Entnahmestellen abgestimmt ist. Grundlage hierfür war die Ermittlung der individuellen Anforderungen in den unterschiedlichen Nutzungsbereichen.
Energiesparende Durchlauferhitzer
Die dezentrale Warmwasserversorgung mit Durchlauferhitzern ermöglicht es, das Wasser direkt an der Zapfstelle zu erwärmen. Durch die verbrauchsnahe Installation entfallen Energieverluste, die bei zentralen Systemen durch die notwendige Speicherung und Verteilung des Wassers über komplexe Leitungssysteme zwangsläufig auftreten. Darüber hinaus wird auch der Wasserverbrauch deutlich verringert. Die dezentrale Lösung minimiert den Installationsaufwand, da nur eine Kaltwasserleitung pro Zapfstelle benötigt wird. Weil das Wasser unabhängig von der Heizung erzeugt wird, kann auch die Heizungsanlage kleiner dimensioniert werden. Bei der dezentralen Warmwasserversorgung entfällt die jährliche Legionellenprüfpflicht, die der Gesetzgeber innerhalb der TrinkWV für gewerbliche zentrale Anlagen vorschreibt.
Dipl.-Ing. Olaf Wiechers, Architekt