Wirtschaftliche Aspekte und Nachhaltigkeit
Die Brisanz des Themas Klinikimmobilie und der Wunsch nach einem intensiven Dialog für neue Lösungsansätze wurde mit einem zweitägigen Kongress Mitte Oktober 2011 in Frankfurt/Main thematisiert. Fast 300 Teilnehmer brachte Bauherren, Investoren, Betreiber, Architekten, Planer, bauspezifischer Produkthersteller und bauausführende Unternehmen gleichermaßen an einen Tisch.
Krankenhäuser und Kliniken sind hoch komplexe technische Immobilen, die sich mehr noch als andere Gebäude im Betrieb besonderen Herausforderungen stellen müssen. Der hohe Betriebskostendruck zwingt Betreiber und Investoren von Krankenhausbauten, sich intensiv über vorausschauende Architektur sowie technisch und organisatorisch optimierte Planungskonzepte Gedanken zu machen.
Die Themenkomplexe reichten im Kongress, der im Japan-Center stattfand, von GreenHospital über PPP, Facility Management, Energieeffizienz, IT & Gebäudeautomation, moderne Gebäudetechnik bis zu Betriebslogistik und Kooperationsvarianten und wurden anhand von realen Projekten interdisziplinär von den jeweiligen Anwendern präsentiert.
In vielen Rednerbeiträgen zeigte sich, dass insbesondere der frühe Dialog aller Beteiligten ein essentieller Bestandteil für eine funktionale Planung und den späteren reibungslosen Betrieb darstellt.
Betriebskonzepte und …
Henny van Laarhoven von Orbis Medical and Carecentre in Sittard präsentierte ein Krankenhausbetriebskonzept aus Holland, das sich seit acht Jahren in seiner Betriebsweise an einem Hotel orientiert und stetig optimiert wird. Durch die Trennung der ärztlichen Beratungs- und Servicedienstleistungen von betriebstechnischen Versorgungsbereichen wie Verpflegung, Reinigung etc. konnte nicht nur das medizinische Personal entlastet werden, sondern dies führte auch zu einem neuen modernen architektonischen Konzept, das den logistischen Abläufen und dem hohen Anspruch an Wohlfühlatmosphäre, dem „Optimal Healing Environment“, Rechnung trägt.
Einen ähnlich pragmatischen Ansatz stellte Claes Brylle Hallqvist aus Dänemark vor, der aufzeigte, dass insbesondere in Sachen Kundenservice viele Dienstleistungsangebote aus anderen B-to-C-Branchen übernommen werden können, die zu einer erhöhten Zufriedenheit und besseren Auslastungsrate führen.
… Anwenderberichte
Neben wenigen Grundsatzreferaten stellte dieser Kongress hauptsächlich Anwenderberichte in den Vordergrund und war darauf angelegt, den Teilnehmern einen exklusiven und persönlichen Meinungsaustausch auf hohem fachlichem Niveau zu bieten. Die vielen nationalen und internationalen Erfahrungsberichte verdeutlichten, welche guten wirtschaftlichen Optionen durch die übergreifende durchgängige Betrachtung von Bausubstanz, Technik und Organisationsstrukturen entstehen können. Dieses Kongresskonzept fand bei den Teilnehmern durchgängig eine sehr positive Resonanz.
In Deutschland werden derzeit in Pilotprojekten viele neue Ansätze realisiert. Die technischen, organisatorischen und fiskalen Teilelemente aus den Projektbeispielen wie Hochtaunus-Kliniken, das Universitätsklinikum Aachen, Klinikum Diakonissen Speyer-Mannheim, Klinikum Mainz, Elblandkliniken Meißen, Medizinische Hochschule Hannover, die Klinik-Kompetenz-Bayern eG etc. lassen sich nach einem Baukastenprinzip individuell kombinieren, um beispielsweise bei Neubauten den Einstieg in die Performancesteigerung und die Senkung der Betriebskosten zu erreichen.
Zudem wurden auch Sanierungskonzepte für den Bestand vorgestellt, der in den kommenden Jahren verstärkt, in den Fokus rücken werden.
Hier bildet die energetische Optimierung durch Maßnahmen an Gebäudehülle und der Bausubstanz sowie in der Anlagentechnik zwar einen Schwerpunkt, allerdings muss im Einzelfall auch eine Abwägung erfolgen, ob dies unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten noch zielführend ist. Über eine Bestandsaufnahme und einen Masterplan gilt es, das Gebäude eingebettet in sein Umfeld und die Organisationsstruktur zu betrachten.