Überblick über Brandrisiko bei Dämmstoffen
Vier Kategorien: leicht, normal und schwer entflammbar sowie nicht brennbar
In jüngster Zeit ist die Feuergefahr von Dämmmaterialien in das Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Tatsächlich spielen diese Baustoffe bei Bränden jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Das haben jetzt auch die vorläufigen Ergebnisse der noch laufenden ersten Untersuchungsphase beim Londoner Hochhausbrand gezeigt, die Mitte Oktober 2018 in der Fachwelt bekannt wurden: Die Wetterschutzverkleidung brannte völlig ab und hat zur schnellen Verbreitung des Feuers geführt, während die Wanddämmung in großen Teilen erhalten blieb. Darauf weisen die Experten von Zukunft Altbau hin, dem vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Informationsprogramm.
Ist ein Brand entstanden, brennt zuerst die Inneneinrichtung der Wohnung. Erst jetzt ist die Gebäudedämmung prinzipiell in Gefahr. Da die meisten Dämmstoffe jedoch äußerst schlecht brennen, halten die Materialien einen Brand lange aus. In vielen Fällen werden mineralische Stoffe wie Glas- oder Steinwolle als Dämmmaterialien eingesetzt, die überhaupt nicht brennen können.
Neben Naturdämmstoffen mit entsprechenden Zusätzen eignen sich als Dämmstoffe auch organische Stoffe wie Kunststoffschäume. Aus Kostengründen kommen dabei vor allem Dämmplatten aus Polystyrol zum Einsatz. Sie sind in den letzten Jahren wiederholt mit Brandereignissen in Verbindung gebracht worden und damit vermehrt in Kritik geraten. Das Material Polystyrol ist grundsätzlich brennbar. Bei der Produktion der Dämmplatten fügen die Hersteller jedoch Flammschutzmittel hinzu, die die Platten schwer entflammbar machen.
Doch auch Polystyrol kann nach einiger Zeit bei hoher Temperatur brennen und abtropfen. Um das Brandrisiko bei Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) aus Polysterol zu minimieren, ist bei Mehrfamilienhäusern Brandschutz Pflicht. Er verhindert die Weiterleitung des Brandes über die Dämmung auf andere Geschosse.
Die Intensität und Häufigkeit der Diskussionen um brennende Dämmungen stehen im Kontrast zu den Fakten. Brennende Dämmungen gibt es jährlich nur in 0,005 % aller Wohnungsbrände in Deutschland. Die Fälle, bei denen Dämmungen Feuer fangen, sind meist Fassaden, die sich noch in der Bauphase befinden, oder wenn der Brand außerhalb der Immobilie entsteht.
Bei Dämmstoffen gelten in Deutschland die gleichen Sicherheitsstandards wie bei allen anderen Baumaterialien. Sie werden in die vier Kategorien leicht entflammbar, normal entflammbar, schwer entflammbar und nicht brennbar eingeteilt (B3, B2, B1 und A1/A2). Welche Brandschutzvorgaben die Bauteile erfüllen müssen, hängt von der Gebäudeklasse ab. Bei kleinen Gebäuden mit einer Höhe unter 7 m reicht eine normal entflammbare Fassadenbekleidung aus, da die Fluchtmöglichkeiten höher eingeschätzt werden als bei mehrgeschossigen Gebäuden. Ist eine Immobilie zwischen 7 und 22 m hoch, bedarf es schwer entflammbarer Systeme. Dazu gehören u.a. Polystyrol-Dämmplatten. In Hochhäuser dürfen ausschließlich nicht brennbare Dämmstoffe verwendet werden, etwa Stein- oder Mineralwolle.