DVGW-Studie zu künftiger Wärmeversorgung

Endkundenpreise für grünen Wasserstoff langfristig nicht höher als Gaspreise

Die Endkundenpreise für grünen Wasserstoff könnten mittel- und langfristig im Bereich von Erdgas bzw. der heute geltenden Gaspreisbremse von 12 ct/kWh liegen. Verglichen mit den Gesamtkosten – Anschaffung, Kosten für die Gebäudesanierung und Betrieb – liege sowohl bei Einfamilien- als auch bei Mehrfamilienhäusern eine mit Wasserstoff betriebene Gastherme je nach Gebäudetyp und Effizienzklasse auf einem vergleichbaren Niveau wie eine elektrisch betriebene Wärmepumpe. Das geht aus einer Studie hervor, die Frontier Economics, ein Wirtschaftsberatungsunternehmen, im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) erstellt hat. Darin wurden die Gesamtkosten verschiedener Energieträger für Haushalte sowie für exemplarische Wärmeversorgungslösungen miteinander verglichen.

Der DVGW bringt eine Studie zum Energieträger Wasserstoff in die Diskussion der zukünftigen Wärmeplanung ein.
Bild: DVGW

Der DVGW bringt eine Studie zum Energieträger Wasserstoff in die Diskussion der zukünftigen Wärmeplanung ein.
Bild: DVGW
„Die Ergebnisse der Untersuchung sind ein starker Indikator dafür, dass Wasserstoff auch im Wärmesektor zukünftig wettbewerbsfähig sein kann. Auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist dies ein weiteres schlagkräftiges Argument auf wissenschaftlicher Basis, um die teils ideologisch geführten sogenannten ‚Champagner-Diskussionen‘ endlich ad acta zu legen“, argumentiert Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. Er trete damit der noch häufig verbreiteten Auffassung entgegen, Wasserstoff sei aufgrund seines auch in Zukunft angeblich hohen Preises nur für wenige Menschen eine Alternative beim Heizen. Bereits erfolgte Studien haben zudem die Wasserstofftauglichkeit der bestehenden Infrastruktur belegen können.

Für den Kostenvergleich wurden indikative Endkundenpreise, die auf Gestehungskosten basieren, herangezogen. Neben den Preisen für gasförmige Energieträger vergleicht die DVGW-Studie auch die Gesamtkosten, die auf Haushalte je nach Wärmeversorgungslösung zukommen können. Denn mit Blick auf die Einhaltung der Klimaziele muss, nach Bekunden des DVGW, die Wärmeerzeugung für die Gebäude in Deutschland grundlegend umgestellt werden.

Bandbreiten möglicher Endkundenpreise für die neuen Gase Wasserstoff und Biomethan in der Wärmeversorgung (ct/kWh).
Bild: DVGW

Bandbreiten möglicher Endkundenpreise für die neuen Gase Wasserstoff und Biomethan in der Wärmeversorgung (ct/kWh).
Bild: DVGW
Insgesamt zeigt die Gegenüberstellung, dass die Kostenrelationen der Energieträger sich über den betrachteten Zeitraum verändern: Während die Endkundenpreise für klimaneutralen Wasserstoff in Deutschland bis zum Jahr 2035 voraussichtlich noch über denen für Erdgas und Biomethan liegen, könnten sie bis 2045 ein vergleichbares Niveau erreichen. Haushalte in Deutschland müssten demnach im Jahr 2035 zwischen 12 und 17 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) Wasserstoff bezahlen. Der Preis für Erdgas läge hingegen, unter Berücksichtigung steigender CO2-Preise, zwischen 9 und 11 ct/kWh. Der Preis für Biomethan läge knapp darüber bei etwa 10 bis 13 ct/kWh, je nach verwendeter Biomasse bei dessen Erzeugung.

Wesentliche Treiber für das Sinken der Wasserstoffpreise seien unter anderem die Degression der Kosten für die Wasserstoffproduktion sowie steigende CO2-Preise im Rahmen des Emissionshandels. Im Jahr 2045 könnten die Bezugskosten für Wasserstoff auf rund 11 bis 15 ct/kWh sinken. Zum Vergleich: Auch wenn Erdgas gemäß dem Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes 2045 nicht mehr eingesetzt werden darf, würden die hypothetischen Endkundenpreise, insbesondere aufgrund der zunehmenden CO2-Preise, auf 10 bis 12 ct/kWh ansteigen. Investitionen in Wärmeversorgungslösungen werden langfristig getätigt – so sollten nach Aussagen des DVGW auch Kostenentwicklungen über die kommenden Jahrzehnte berücksichtigt werden.

Gesamtkosten unterschiedlicher Wäremversorgungen in Einfamilienhäusern der Effizenzklassen B und D im Jahr 2045 (in Euro pro Jahr).
Bild: DVGW

Gesamtkosten unterschiedlicher Wäremversorgungen in Einfamilienhäusern der Effizenzklassen B und D im Jahr 2045 (in Euro pro Jahr).
Bild: DVGW
Um die Gesamtkosten der verschiedenen Technologien und Energieträger zu vergleichen, wurden exemplarisch zwei Einfamilienhäuser der Effizienzklassen B und D für die Jahre 2035 und 2045 gegenüber gestellt. Die Studie zeigt, dass bei Gebäuden mit einer Effizienzklasse B und höher die Gesamtkosten einer Grüngastherme auf Basis von Wasserstoff oder Biomethan voraussichtlich über denen einer Wärmepumpe liegen. Bei einer niedrigeren Effizienzklasse ist das Bild dagegen umgekehrt: Die Gesamtkosten einer Grüngastherme könnten langfristig niedriger ausfallen als bei einer Wärmepumpe.

Über die Studie

Frontier Economics, ein Wirtschaftsberatungsunternehmen, hat im Auftrag des DVGW eine Studie durchgeführt, in der die Gesamtkosten verschiedener Energieträger für Haushalte sowie für exemplarische Wärmeversorgungslösungen miteinander verglichen werden. Ziel der Untersuchung ist es einerseits, die Endkundenpreise von grünem Wasserstoff ins Verhältnis zu alternativen Energieträgern für Haushalte in den Jahren 2035 und 2045 zu setzen. Andererseits fokussiert sich die Analyse auf die Gesamtkosten verschiedener Wärmeversorgungen bei Gebäudetypen der Effizienzklassen B und D. Die aufgeführten Links führen zu den Studienergebnissen.

Frontier Economics: Anhang zu einer Kurzstudie für den DVGW

DVGW: Eine Einordnung zukünftiger Wasserstoffkosten für die Wärmeversorgung in Deutschland

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