Analyse und Realisierung von Potentialen

Energieeffizienzverbesserungen in der TGA für Fabrikgebäude

Die Themen Energieverbrauch und Energieeffizienz spielen eine immer größer werdende Rolle, insbesondere für energieintensive Unternehmen. Aufgrund steigender Energiepreise und gesetzlicher Verpflichtungen entstehen immer größer werdende Anforderungen. Eine Bachelorthesis zu diesem Thema verfolgt das Ziel der Ausarbeitung von Potentialen für Energieeffizienzverbesserungen im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) für Fabrikgebäude.

Es wird mittels Literaturrecherche und der empirischen Methode der Expertenbefragung ein Modell entwickelt, mit dem Lösungsmöglichkeiten am Beispiel eines Standortes der Schott AG ausgearbeitet werden können. Dieses Modell soll jedoch allgemeingültig nutzbar sein und auf andere Konzernstandorte oder andere Unternehmen anwendbar sein. Auch weitere Fragen zum Thema der Bedeutung von Energieeffizienz, den energierelevanten Prozessen im Fabrikgebäude, sowie der Planung und Bewertung von Energieverbräuchen werden untersucht und beantwortet. 

Innerhalb des entwickelten Modells entsteht durch eine IST-Aufnahme ein erster Überblick über den Standort. In dieser IST-Aufnahme werden Prozesstechnologien, Querschnittstechnologien und das Energiemanagement, sowie das Messkonzept aufgenommen. In der IST-Analyse des Standortes werden alle Technologien und Gegebenheiten untersucht, und gemeinsam mit den Ergebnissen der Expertenbefragung erfolgt eine Bewertung des Standortes aus energetischer Sicht.

Mit diesen Daten und Ergebnissen werden Lösungsmöglichkeiten für die bestehenden und auch für neue, nutzbare Technologien erarbeitet. Diese Möglichkeiten werden anschließend durch unterschiedliche Faktoren auf Eignung für den Standort bewertet. 

Das neu entwickelte Modell zur Analyse und Realisierung von Effizienzverbesserungspotentialen in dieser Bachelorthesis besteht aus literaturüblichen Energieeffizienz-Betrachtungsweisen und ist erweitert und ergänzt durch spezifische Gegebenheiten und Erfahrungen aus der Praxis. Diese sind das Messkonzept, eine Umfrage unter Spezialisten im Unternehmen, eine Potentialbewertung, eine Standortbewertung und -begehung sowie eine abschließende Bewertung der erarbeiteten Maßnahmen.

Die Ergebnisse der Umfrage und die Erkenntnisse aus der Literaturrecherche zeigen, dass Energieeffizienz für Schott seit vielen Jahren eine sehr bedeutende Rolle einnimmt und dass die Berücksichtigung des Themas Energieeffizienz bereits in der Planung von Gebäuden und Anlagen zwingend berücksichtigt werden muss. Energiekostenreduzierungen durch Effizienzmaßnahmen werden als spürbar definiert und mehrheitlich mit ca. 1% des jährlichen Energieverbrauchs als möglich beziffert. Politische Rahmenbedingungen und Gesetze, die Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung der Energiepreise und CO2-Bepreisung, aber auch der Umweltschutz als erklärtes Unternehmensziel und jüngste unternehmensstrategische Entscheidungen zur Bekämpfung des Klimawandels sind die Haupttreiber der Aktivitäten zur weiteren Verbesserung der Energieeffizienz.

Festzuhalten ist auch, dass insbesondere die Prozesstechnologien als größtes Potential für Schott zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen gesehen werden. Mit Blick auf die Querschnittstechnologien werden die Potentiale so eingeschätzt, dass die Abwärmenutzung als größtes Potential gesehen wird, jedoch alle anderen Technologien ebenfalls Potentiale haben, die umgesetzt werden sollten.

Möglichkeiten von Effizienzverbesserungen liegen im organisatorischen Bereich im Ausbau und der Erweiterung des Energiemanagements nach ISO 50001 und der Erweiterung und Verbesserung des Messkonzeptes. Technische Maßnahmen zur Effizienzverbesserung sind der

- Einsatz von Gebäudeleittechnik,
- die Nutzung von Geothermie, Kraft-Wärme- bzw. Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und Photovoltaik, 
- die Ausnutzung von Redundanzpotentialen in der Druckluft­erzeugung, Kälte- und Wärmeerzeugung,
- der Ausbau und die Erweiterung von Kälteerzeugung,
- die Steigerung der Energieeffizienz durch effiziente Antriebs- und Beleuchtungstechnik sowie 
- insbesondere die Nutzung der Abwärme aus den Produktions­prozessen.

Es lässt sich festhalten, dass der Weg hin zu den Lösungsmöglichkeiten sehr umfangreich und komplex ist. Der Blick auf alle wesentlichen Gegebenheiten und Besonderheiten führt dazu, dass das Ziel der Arbeit immer wieder in den Mittelpunkt gerückt und der Blick geschärft werden muss, um nicht zu viele Faktoren zu betrachten und das Themengebiet zu erweitern. Die Problemstellung der Arbeit und insbesondere die Betrachtung aller Technologien des Standortes führt zu einer umfassenden Ausarbeitung.

Die Reduzierung der Themen durch eine gezielte Betrachtungs­weise einzelner Technologien ermöglicht eine noch tiefere Einsicht, erschwert aber den Blick auf die Zusammenhänge und Synergieeffekte, wie z.B. der Nutzen der KWK. Hier liegt der Nutzen nicht nur in Erzeugung von Strom und Wärme, sondern auch in der möglichen Nutzung von Dampf für die Produktion oder zur Kälteerzeugung mit Absorptionskältemaschinen.

Eine wichtige Erkenntnis aus der Bewertung der Lösungsmöglichkeiten ist zudem, dass die wirtschaftlichen Argumente wichtig und entscheidend sind, aber nicht alleine und losgelöst als Bewertung genutzt werden sollten. Deshalb werden weitere Faktoren, wie die technische Umsetzbarkeit und Verfügbarkeit, der Nutzen für den Standort, das Selbstverständnis, dass Unternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung tragen, sowie Umweltfaktoren wie die Senkung des CO2-Ausstoßes und der Primärenergieverbrauch, als Bewertung hinzugezogen.

Erkennbar ist an dieser Stelle aber auch, dass durch einen energieeffizienten Neubau zum einen der Stand der Technik umgesetzt und zum anderen ein technisches Energieeffizienzpotential erreicht wird, das es schwerer macht, Verbesserungen in der Zukunft auszuarbeiten. Mit jeder neuen Technik und jedem Einsatz von modernen Technologien steigt gleichzeitig die Anforderung, geeignete Effizienzmaßnahmen zu finden und das Potential zur Effizienzsteigerung nimmt ab. Diese Zusammenhänge erfordern eine immer tiefere und speziellere Auseinandersetzung mit der Thematik Energieverbrauch und Energieeffizienz.

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