„Der Strom kommt aus der Steckdose“
Ja, aber bitte nur Öko-Strom, hergestellt für wenig Geld aus Wind, Wasser und Sonne. Als Nebeneffekt mit dabei ist ein glückliches CO2-freies Deutschland.
Nach dem Willen der derzeitigen Bundesregierung könnte dieses schöne Märchen schon in 40 Jahren wahr werden. 2050 soll 80 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt, die restlichen 20 % sollen aus fossilen Energieträgern und aus Atomkraft gewonnen werden. Zum Transport der 80 % Öko-Strom müssen bis 2050 3500 km neue Starkstromleitungen gebaut werden. Realisiert werden kann dieser Plan aber nur durch die vom Bundestag gerade verabschiedete Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, deren „Aus“ vor 10 Jahren von der damaligen rot-grünen Koalition beschlossen wurde.
Jetzt ist es mit der Ruhe an der Anti-Atom-Front vorbei. Atomtransporte in Endlager werden wieder aktuell. Nach einem 10-jährigen Stillstand der Endlagerforschung geht es jetzt wieder auf die Suche nach geeigneten Lagerstätten für den Atommüll. Damit sind weitere Proteste gegen die Laufzeitverlängerung vorprogrammiert und eine mögliche Klage gegen die Änderung des Atomgesetzes vor dem Bundesverfassungsgericht nicht auszuschließen. Ohne Laufzeitverlängerung müssten die Stromtrassen schon wesentlich früher zur Verfügung stehen und zusätzlich Strom aus dem Ausland eingekauft werden. Atomstrom darf aber nicht in den neuen Stromleitungen fließen. Andernfalls sind neue Stromleitungen mit den Grünen nicht zu machen.
Mittlerweile gibt es aber auch Protest gegen den Bau neuer Stromtrassen. Natur- und Umweltschützer sehen darin eine enorme Belastung mit Elektrosmog und eine Verschandelung der Natur. Ob sich darin die in die Landschaft gestellten Windkrafträder hübscher ausmachen, mag der geneigte Leser selbst beurteilen. Das gilt auch mit Blick auf die von SPD-Chef Sigmar Gabriel aufgestellte Behauptung, die Bundesregierung habe sich von der „Atomlobby kaufen lassen“. Den Verbraucher interessiert das eher wenig, wann sich welche Bundesregierung von wem hat „kaufen lassen“. Mit öffentlichen Mitteln wurde seinerzeit der Atomstrom gefördert. Und mit öffentlichen Mitteln wird seit dem Atomausstieg der Ökostrom gefördert.
Die Steuern auf Strom sind deshalb entsprechend hoch. Da „Öko“ so positiv besetzt ist, wird in 2011 auf Ökostrom die Steuer gleich einmal wieder erhöht. Das wird der Verbraucher, vertreten durch seine Verbände, nicht klaglos hinnehmen. Unter Einhaltung der anerkannten Regeln der (Atom-)Technik wünscht sich der Verbraucher Strom aus der Steckdose zu bezahlbaren Preisen. Zu fordern ist deshalb ein parteipolitisch übergreifendes Energiekon-zept und kein „Heute – So und Morgen – So“.