Nahwärmeversorgung als Contractingprojekt

In Kirchheim unter Teck, im baden-württembergischen Landskreis Esslingen, stand eine neue Lösung für die Nahwärmeversorgung mehrerer in Nachbarschaft angeordneter Gebäude an. Versorgt wird eine Wohnanlage mit 140 Einheiten, eine Grundschule und Kindergarten der Stadt Kirchheim unter Teck, das evangelische Gemeindezentrum und ein Mehrfamilienhaus.

Die an die bestehende Nahwärmeversorgung angeschlossenen Liegenschaften waren mit verschiedenen elektrisch betriebenen Heizungen (Wärmepumpen, Elek­trischen Widerstandsheizungen, Elektro-Blockspeicherheizungen) ausgestattet, die jeweils die Rande der wirtschaftlichen Lebens­dauer erreicht hatten, bzw. vereinzelt die aktuellen technischen Auflagen nicht mehr erfüllen konnten.

Auf Initiative der WEG Schafhofäcker/Wieselweg beauftragten die Vertragspartner das Ingenieurbüro Kiefer mit der Projektentwicklung, der Planung und der Ausschreibung der Nahwärmeversorgung über ein Biomasseheizwerk.

Die Ausschreibung startete im Februar 2009. Nach einem mehrstufigen Vergabeverfahren wurde im Dezember 2009 ein Energie-Contracting-Vertrag mit der Südwärme und deren Kompetenzzentrum Maier Heiztechnik GmbH, Köngen, unterzeichnet und mit der Ausführungsplanung begonnen. Seit September 2010 werden die Gebäude mit Wärme durch das neue Biomasseheizwerk versorgt, das auf einem städtischen Grundstück im Bereich der Zufahrt zur WEG, errichtet wurde.

Die Wärme wird durch einen 350 kW Biomassekessel für Hackschnitzel, der die Grundlast abdeckt und durch einen 620 kW Öl-Niedertemperaturkessel für Spitzenlasten erzeugt. Als Brennstofflager dienen ein unterirdischer Hackschnitzelbunker mit hydraulischem Schubboden und Schneckenaustragung sowie ein 15 000 l Öltank. Das Projekt umfasste eine Gesamtinvestition von netto 930 000 € und wurde durch das KfW-Programm Erneuerbare Energien (Programm 281) gefördert.

Die Einigung der vier Eigentümerparteien ermöglichte die Umstellung von wenig energieeffizienten Stromheizungen auf eine sichere und kostengünstige Wärmeversorgung.

Ein weiterer Aspekt ist die regionale Wertschöpfung, die durch die Nutzung von Holzhackschnitzeln aus in der Nähe befindlichen Liegenschaften entsteht. Für die Versorgung mit den Holzhackschnitzeln sorgt die Biomasse Energie Netzwerk eG, der die Südwärme angehört.

Gegenüber den alten Stromheizungen wird der CO2-Ausstoß um 82 % (446 t) reduziert.

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