Von Fehlerkosten und Fehlertoleranz

Mehr Qualität am Bau ist gefordert

Selbstverständlich dürfen Fehler, die menschlich sind, gemacht werden. Schließlich kann und sollte man aus Fehlern lernen. Und, wie ich es gerne provokant formuliere, macht nur jemand Fehler, der auch arbeitet. Umkehrschluss also: Wer keine Fehler macht, arbeitet auch nicht.

Dennoch, und damit kommen wir zu einem ernsthaften Problem, sind die im Bauwesen verursachten Schäden immens hoch. Deren Wert beläuft sich allein im Jahr 2018 auf 17,8 Mrd. €. Dies ergab eine Baustudie des Marktforschungsinstitutes BauInfoConsult. Damit haben die Fehlerkosten einen geschätzten Anteil von 14 % am erwirtschafteten baugewerblichen Umsatz von rund 127 Mrd. €.

Fehlerursachen gibt es mehr als genug. Immer komplexere Produkte, deren Montage und Inbetriebnahme in immer komplexeren Gebäuden führen zu immer neuen Herausforderungen – weiter steigende Anforderungen vom Gesetz- und Verordnungsgeber an die Eigenschaften von verwendeten Materialien und deren Zusammenbau sind nur zwei davon. Dazu kommt ein beinahe undurchschaubares Geflecht von Verantwortlichkeiten für einzelne Gewerke, die mit- und nacheinander ausgeführt werden sollen. Wenn ein „kleines Rad in diesem Getriebe“ einer Baustelle ausfällt, kann schon das ganze Bauwerk in Frage stehen. Auch Mängel in der Kommunikation und Koordination sind nicht zu unterschätzende Fehlerursachen.

Fehlerursachen reduzieren

Es wird nicht gelingen, alle Fehlerursachen auf einmal abzuschaffen. Dennoch sollten die Möglichkeiten, die heute zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung zur Verfügung stehen, besser als bisher genutzt werden. Ob Tablets auf der Baustelle, frühzeitige Fehlerdokumentationen und das Informieren über nachzubessernde Arbeiten, die weitere Fehlerursachen vermeiden, indem sie rasch durchgeführt werden, oder regelmäßige Baubesprechungen – real vor Ort oder per Videochat –, die Bandbreite an möglichen Maßnahmen ist groß.

Ohne an dieser Stelle der Digitalisierung im Bauwesen das Wort zu reden, ist es sinnvoll, technische Lösungen als Hilfsmittel einzusetzen. Eine klare Dokumentation und mit einer Kommunikation aller an einem Bauprojekt Beteiligten auf Augenhöhe sollte es künftig gelingen, so manchen Fehler zu vermeiden. Und das wäre doch ein schöner Vorsatz für 2020.

 

Für die anstehenden Feiertage, den Jahreswechsel und das neue Jahr wünsche ich Ihnen Gesundheit, Erfolg und das notwendige Geschick dafür, dass Sie mit nur wenig selbst gemachten Fehlern ein arbeitsreiches Jahr 2020 gut bewältigen können.

Die Fehler am Bauwesen müssen reduziert werden – das geht uns alle an!
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 10/2015

Aus Fehlern in Großprojekten lernen

12. Oktober 2015/Stuttgart Immer wieder laufen Großprojekte aus dem Ruder. Dies betrifft öffentliche sowie private Bauvorhaben. Es entsteht ein Teufelskreis aus explodierenden Kosten,...

mehr
Ausgabe 04/2014 Wärmeschutz-, Feuchteschutz-, Salzschäden

Aus Schadensfällen lernen

Durch Pfusch am Bau, seien es Entschei­dungs-, Planungs- oder Ausführungsfeh­ler, werden allein in Deutsch­land jährlich ca. 4 Mrd. € vergeudet. Anwälte, Richter und Sach­verständige leben...

mehr
Ausgabe 11/2023 Softwareprodukt für Luftleitungssysteme

Besser planen und vorab Fehler erkennen

Die Mez-Technik GmbH hat ein neues Softwareprodukt für Luftleitungssysteme im Programm. Es soll den Planungsalltag erleichtern, außerdem beim Vermeiden von Fehlern helfen. Mit der Software...

mehr
Ausgabe 09/2021 Solare Erträge deutlich steigern

Aus Fehlern bei PV-Anlagen gelernt

Anders als gedacht und geplant Eigentlich sah alles sehr gut aus, als zwei Investoren 2008 ihrer erste Photovoltaikanlage mit 611 kWp in Betrieb nahmen. Im norddeutschen Landkreis Vechta hatten sie...

mehr
Ausgabe 06/2017

Kommentar zum Bauwesen

Sanierungsfall Bau- und Staatskultur

Die Probleme werden wie üblich an Planern, Bauleuten und Beamten festgemacht. Die im Saal versammelte politische und wirtschaftliche Elite Deutschlands nickt zustimmend den Kopf. Im Bild der...

mehr