S&B Strategy-Kurzstudie „Heizungsindustrie im Wandel“

Auswirkungen des European Green Deals und Investitionspotentiale im Markt für Heizungsinstallationen

Die Münchner Strategieberatung für die Bauindustrie S&B Strategy hat eine Kurzstudie zu den Auswirkungen des European Green Deals und Investitionspotentialen im Markt für Heizungsinstallationen verfasst. Dabei wurden aktuellen Entwicklungen sowie Trends auf Markt-, Kunden- und Wettbewerbsseite untersucht sowie Lifetime-Kosten-Analysen durchgeführt, um zentrale Herausforderungen im Markt abzuleiten und Lösungsansätze für Investoren und Unternehmen zu formulieren.

Heizungsmarkt mitten im historischen Umbruch

Der Markt für Heizungssysteme ist von einer hohen Dynamik geprägt, getrieben von immer höheren Kundenanforderungen, der Digitalisierung von Prozessen und Produktsystemen und vor allen Dingen von einer steigenden Regulatorik in Verbindung mit Kaufanreizen. Die deutliche Reduktion des CO2-Ausstoßes bleibt nach wie vor das langfristige Ziel der Bundesregierung und erfordert deshalb die Substitution fossiler Heizungssysteme durch neue regenerative Lösungen in der Gebäudehülle. Die Förderungen im Rahmen des „Klimapakets“ haben dieses Jahr bereits zu einem Boom der Nachfrage nach Heizungswechseln geführt. Dabei spielen je nach Region Hybridsysteme aus Solarthermie und Gasbrennern eine zentrale Rolle, da für ältere Gebäude Systeme wie Wärmepumpen oder Brennstoffzellen noch zu teuer oder nicht leistungsfähig genug sind. Denn gerade Gebäude, welche älter als 15 Jahre sind, weisen oftmals noch eine unzureichende Wärmedämmung und somit einen höheren Wärme- und Energiebedarf auf.

Grafik aus der Kurzstudie „Heizungsindustrie im Wandel“
Bild: S&B Strategy

Grafik aus der Kurzstudie „Heizungsindustrie im Wandel“
Bild: S&B Strategy

Durchdringung energieeffizienter Lösungen in der Sanierung wird vor allem durch die Komplexität und unzureichend gedämmte Gebäude gebremst

„Um die Klimaziele zu erreichen und den CO2-Ausstoß des Gebäudebestandes signifikant zu verringern, sind Umrüstungen auf neue, regenerative Heizungssysteme unabdingbar. Allerdings gibt es für rund 8 Mio. Ein- und Zweifamilienhäuser mit schlechteren Dämmeigenschaften in Deutschland noch keine rein regenerativen Lösungen, die auch vergleichsweise preiswert sind. Deshalb wird auch der energetischen Gebäudesanierung in den kommenden Jahren eine zentrale Bedeutung zukommen“, sagt Christoph Blepp, Partner bei S&B Strategy. Darüber hinaus werde die Durchdringung mit neuen Heizungssystemen durch den Fachkräftemangel und die Komplexität in der Installation gebremst. War es früher noch relativ einfach für den Heizungsbauer, einen Öl- oder Gasbrenner auszuwechseln, wird bei der Installation einer Wärmepumpe auch ein Elektroinstallateur erforderlich.

Massiver Anstieg an Übernahmen im Markt erwartet

Dieses Marktumfeld wird laut S&B Strategy zwangsläufig zu einer starken Konsolidierung des Marktes führen. Einerseits auf Heizungsbauer-/ Installateurseite, andererseits auf Seite der Hersteller, welche ihre Produkt- und Leistungsportfolios entsprechend anpassen müssen. Zusätzlich können sich Hersteller immer stär-ker differenzieren, in dem den Installateuren Services und Tools angeboten werden, mit denen die Installateure gebunden werden können, wie z.B. Vertriebs-, Recruiting und Marketingplattformen, Installationshilfen etc. So wird für die mittleren bis kleinen Installateure ein echter Mehrwert geschaffen, der dann auch bepreist werden kann.

Bei der Einbindung von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen ist dann noch das Dachgewerk für die Installation notwendig und dieser gewerkeübergreifende Ansatz in Zeiten des Fachkräftemangels sorgt für erheblichen Installationsstau.

„Auf dem Papier ist ein System aus Photovoltaikanlage, welche Batteriespeicher und Wärmepumpe versorgt und damit einen Großteil des Wärme- und Energiebedarfs in Ein- und Zweifamilienhäusern deckt, hoch attraktiv“, so Christoph Blepp. „Leider ist ein solches System heute aus einer Hand flächendeckend kaum abbildbar, da Heizungsbauer, Dachdecker, Elektroinstallateure und ggf. Systemintegratoren gleichzeitig für jede einzelne Installation vor Ort sein müssen. Allein die Abstimmung der Schnittstellen und Termine ist vielerorts nicht möglich und wenn doch, dann zu vergleichsweise hohen Kosten.“ Die Frage nach der Zahlungsbereitschaft der Kunden im preisgetriebenen Massenmarkt für einfachere Installationen treibt deshalb vor allem die Hersteller von Heizsystemen um.

Neue Konzepte wie Wärme als Service erhöhen den Mehrwert für die Kunden, steigern jedoch die Komplexität zusätzlich

Um diese Herausforderungen in den Griff zu bekommen, versuchen vor allem Hersteller und Energieanbieter die Kunden über Konzepte wie „Wärme als Service“ zu locken. Der Vorteil für den Kunden ist, dass sämtliche Wartungs- und Servicegebühren mit dem Anschaffungspreis in einen monatlichen Nutzungspreis verrechnet werden, der hohe Anschaffungspreis also wegfällt. Für die Anbieter bedeutet dies planbareres Installations- und Servicegeschäft aber vor allem höhere Preise. Jedoch werden mittlere und kleinere Heizungsbauer dadurch zum reinen Dienstleister der Hersteller oder Energieanbieter degradiert, denn die Kunden- und Leistungsbeziehung besteht in diesen Fällen nicht mehr zwischen ihnen und ihren Kunden, sondern wird von den Herstellern und Energiedienstleistern gehalten. Aus diesem Grund raten viele Heizungsbauer von diesen Konzepten ab und verhindern dadurch ein dynamischeres Marktwachstum für „Wärme als Service“.

Die Studie kann über das E-Mail-Formular https://l.linklyhq.com/l/99Sw angefordert werden.

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