Energetische Verbesserungen senken Kosten
Das denkmalgeschützte Rathaus in Herten wurde 1957 als ausgesprochen modernes Bauwerk errichtet. Fast 60 Jahre später ist die Heizungs- und Sanitärtechnologie auf einem völlig anderen Stand angelangt, spielen Energiefragen, Arbeitsschutz und Barrierefreiheit eine wesentliche Rolle.
Rund 10 Mio. € wurden investiert und die Förderung aus dem Konjunkturpaket II genutzt. Für die Architekten Feja + Kemper aus Recklinghausen und die TGA-Fachleute von Schaffrick Ingenieure aus Herten bestand die zentrale Aufgabe in der Weiterentwicklung und Erneuerung des Gebäudebestands. Dabei standen die Projektbeteiligten angesichts der Summe der notwendigen Maßnahmen unter deutlichem Zeit- und Kostendruck.
Gute Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Zu Beginn der Bauarbeiten musste die Mehrzahl der rund 320 Mitarbeiter des Rathauses in benachbarte Bürogebäude umziehen. Nur der Betrieb des Jugendamts in einem nebenstehenden Gebäudetrakt wurde während der gesamten Bauphase aufrechterhalten. Um den Charme des Architektur-Monuments aus den 1950er Jahren zu erhalten, erfolgte die Rathaussanierung behutsam, jedoch nicht immer nach Plan. Regelmäßige Gutachten förderten während der Bauphase immer wieder unerwartete Situationen zutage, für die es zügig Lösungen zu finden galt. Insbesondere betroffen war die TGA. Die ausführende Firma Heinrich Walter Bau GmbH, Borken, mit Niederlassung Herten, Tochterunternehmen des weltweit agierenden Baukonzerns Eiffage Paris, erwies sich als verlässlicher Partner. Oliver Otulak, Bereichsleiter Heizung und Sanitär bei Heinrich Walter Bau, berichtet: „Die Grundvoraussetzung für dieses Gelingen war die partnerschaftliche, stets faire Teamarbeit mit Schaffrick Ingenieure und unserem Zulieferer, dem Fachgroßhandel Zander aus Essen.“
Fülle an Maßnahmen
Das Dach wurde erneuert, die Fenster wurden getauscht und die denkmalgeschützte Klinkerfassade sorgsam gereinigt. Im Gebäudeinneren war der Aufwand deutlich größer: Es folgte die Wärmedämmung, der Brandschutz wurde verbessert, es entstanden neue Arbeitsräume, Barrieren verschwanden. Dabei wurde das Gebäude in großen Teilen entkernt, wertvolle Relikte der Vergangenheit jedoch blieben erhalten – etwa der Treppenaufgang und der holzvertäfelte Ratssaal. Neue Glastüren in den Fluren gleichen den Originalen. Sie sind im alten Baustil rekonstruiert, erfüllen aber die heutigen Brandschutzvorschriften und öffnen sich nun per Knopfdruck. Die zeitgenössischen Leuchten sind wieder angebracht, Lichtschalter gibt es im Gebäude aber nicht mehr.
Haustechnikkonzept
Insgesamt wurden für die TGA 2,4 Mio € investiert. Nahezu komplett erneuert ist die Elektroinstallation, Busfunktionen wurden speziell für das Vorhaben realisiert.
Auf rund 8000 m2 Rathausfläche sorgen 90 km neu verlegte Datenkabel dafür, dass die Verwaltung den Anschluss nicht verliert. 95 % aller Stränge für die Sanitär- und Heizungstechnik sind ebenfalls neu und wurden im Bereich der Innendämmung verlegt. Beheizt wird das Gebäude nach wie vor mit Fernwärme, doch die alten Pumpen wurden durch effizientere ersetzt. Zudem wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die den erzeugten Strom ins Netz des Energieversorgers einspeist. Weil die von Schaffrick Ingenieure vorgesehene umfangreiche Lüftungstechnik den finanziellen Rahmen gesprengt hätte, waren an dieser Stelle Kompromisse notwendig. Größtenteils sind neue Leitungen verlegt, die alte Anlage wurde wieder angeschlossen. In den Sanitärbereichen erfolgt die Lüftung über Abluftgeräte und Luftnachströmungsöffnungen. Dennoch sind hier die Experten mit ihren Vorkehrungen einen Schritt vorausgegangen – im Hinblick auf den nachträglichen Austausch bisheriger Anlagen und lüftungstechnische Ergänzungen.
Sanitärbereiche mit hohem Stellenwert
Die Erneuerung der Sanitärräume stand auf der Wunschliste der Beschäftigten weit oben. Dementsprechend wurden die WC-Bereiche modern und freundlich konzipiert und werden von allen Arbeitsplätzen auf kurzem Wege erreicht. Jeweils ein Behinderten-WC befindet sich auf drei von vier Etagen. Im UG wurden Duschbereiche für Damen und Herren geschaffen. Außerdem entstanden zwölf moderne Teeküchen.
Warmes Wasser wird über elektronische Durchlauferhitzer und Kleinspeicher an allen Zapfstellen bereitgestellt. Weil es im gesamten Verwaltungsbau – im Verhältnis zur Gebäudegröße – nur wenige Abnahmestellen gibt, entschieden sich die Fachplaner für eine dezentrale Warmwasserbereitung mit Geräten von AEG Haustechnik. „Ein zentrales System hätte weder den Investitionsaufwand noch die laufenden Betriebskosten gerechtfertigt“, berichtet Klaus Schmidtchen, Projektleiter bei Schaffrick Ingenieure. „Lange Leitungswege führen zu unnötigem Energie- und Wasserverbrauch. Zudem erhöht stehendes Wasser das Legionellenrisiko. Eine zentrale Versorgung haben wir deshalb zu keinem Zeitpunkt ernsthaft erwogen – obwohl sie umsetzbar gewesen wäre.“