Informativer Dreiklang in Düsseldorf
Herbsttagung des ITGA NRWEinen informativen Dreiklang aus Politik, Technik und Unterhaltung bot die diesjährige Herbsttagung des ITGA – Industrieverband Technische Gebäudeausrüstung Nordrhein-Westfalen e.V. in Düsseldorf. Der Vorsitzende Michael Mahr führte gewohnt präzise und unterhaltsam durch das Programm des Branchentreffs, bei dem auch dem Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern des ITGA ausreichend Zeit eingeräumt wurde.
Als erster Redner referierte Franz Münterfering, Bundesminister a.D. und MdB, zum Thema Fortschritt. Dabei ging er auf die drei Themen Deutschland und Europa, Energieversorgung in einer globalisierten Welt und Fachkräfte für Deutschland ein. Dabei äußerte er zum ersten Themenkomplex, dass sich Europa als Global Player mit 500 Mio. Einwohnern seiner Stärken deutlicher bewusst werden müsse. Zum Thema Energie sprach er insbesondere eine langfristige sichere Energieversorgung an, die auch für 10 Mrd. Menschen, die bis 2050 wohl auf der Erde leben werden, gesichert werden müsse. Hier solle die deutsche Industrie ihr Wissen und Know-how einsetzen. Für Deutschland bedeute der demographische Wandel, die Herausforderung anzunehmen, dass die Bevölkerung weniger Regionen weiter wachsen, anderer stagnieren und vieler schrumpfen werde. Es gelte, den Gebäudebestand entsprechend anzupassen und je nach demographischer Entwicklung auf-, um- oder abzubauen. Hier lauten die Schlagworte der Zukunft: energetische Gebäudesanierung, Stadtentwicklung und barrierefreies Bauen. Zum Thema Fachkräftemangel erläuterte Franz Müntefering, dass vier Faktoren angepackt werden müssten:
1. jungen Menschen eine Chance mit Aussicht auf Festanstellung geben,
2. Frauen so in den Beruf bringen, dass ihnen Karriere und Familie gleichermaßen ermöglicht werde,
3. ältere Menschen, die dazu in der Lage und Willens sind, länger arbeiten lassen, und
4. die Zuwanderung von Fachkräften.
Dabei sei die Zuwanderung nur eine nachrangige Möglichkeit. Dass das Problem Fachkräftemangel besteht, wurde in einigen Gesprächen während der anschließenden Kaffeepause besonders deutlich: Es sei derzeit sehr schwer, gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte mit sozialer Kompetenz zu finden.
Da sich dieses Thema zukünftig noch verschärfen wird, da bis 2050 mit 24 % weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland gerechnet werden muss, war das Referat von Franz Müntefering ein Weckruf, der wohl zur rechten Zeit kam.
Den technische Vortrag hielt Dr. Ahmet Lokurlu, der ein solares Kühlsystem vorstellte. Der Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich und erfolgreicher Unternehmensgründer von Solitem hat bereits mehrere Anlagen installiert, bei denen mit Parabol-Solarkollektoren Warmwasser bis 180 °C für die Kälteerzeugung bereitgestellt wird. Dies ist insbesondere dort sinnvoll, wo Sonnenenergie und Kältebedarf zeitlich aufeinander treffen. Bei den bislang realisierten Projekten seien meist die Rahmenbedingung und nicht die Technik das Problem gewesen. Interessante Projekte sind vor allem größere Hotelanlagen im Mittelmeerraum. Interessante Projekte sind auch im Bereich der Prozesskälte und -wärme zu finden, wenn unterschiedliche Temperaturanforderungen aufeinander treffen.
In einem vor allem unterhaltsamen Beitrag referierte Prof. Metin Tolan über „Die Physik des Fußballspiels“. Er erläuterte auf humorvolle Weise, dass Fußball seinen Reiz vor allem aus der Unvorhersehbarkeit des Ergebnisses beziehen würde. So erklärte der englische Fußballer Gary Lineker in seinem berühmt gewordenen Zitat: „22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“ So war es auch nach der ITGA-Herbsttagung, als Deutschland am Abend Belgien in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 in Düsseldorf 3:1 besiegte.