Kommentar

Angst ist ein schlechter Ratgeber

Wenn man Angst hat, urteilt man ausschließlich emotional und die Fakten treten in den Hintergrund, insbesondere dann, wenn die Angst mit religiösen Motiven gepaart ist. Zurzeit entsteht eine neue Religion mit dem Namen „Klimaschutz“ und einem Messias namens Greta. Diese Religion macht Angst vor dem Weltuntergang und verspricht die ewige Verdammnis der Menschheit und dieser Welt, wenn sich die Bewohner dieses Planeten nicht sofort den Vorstellungen dieser neuen Religion unterwerfen. Jeder, der hierzu eine kritische Meinung vertritt, wird auf dem Scheiterhaufen der medialen Inquisition dem sofortigen Mundtot anheimgestellt. Diejenigen Menschen, die in den Staaten regieren, sind ebenfalls von dieser Angst befallen, jedoch weniger der Umwelt und des Klimas, sondern mehr des Verlustes von Wählerstimmen wegen.

Dem tränenreichen Auftritt einer trotzigen Jugendlichen entsprechend, hat nun auch unsere Bundesregierung ein Klimapaket beschlossen, das die Welt vor dem sicheren, nahenden Untergang bewahren wird. Doch zum Glück steht unsere Bundesregierung unter der Leitung einer kühl rechnenden Physikerin und hat sich nicht von der geschilderten Angst leiten lassen. Ergebnis des epochalen Kabinettsbeschlusses ist, dass das Fliegen etwas teurer wird, ebenso das Autofahren und das Heizen, und dass das Bahnfahren ein bisschen weniger kostet. Um den Zorn bestimmter Wählergruppen nicht zu stark anzufachen, enthält es neben anderen Wohltaten eine großzügige Förderung für den Bau neuer, umweltfreundlicher Heizungen, was zu vielen zusätzlichen Aufträgen in unserer Branche führen wird; wobei sich die Frage stellt, wer diese Aufträge angesichts des dramatischen Personalmangels übernehmen soll.

Der einzige wirkliche Kritikpunkt in der Öffentlichkeit ist, dass die Verteuerung der Energie nicht groß genug ist, um die Welt zu retten, so dass mittlerweile wohl Konsens darüber besteht, dass man hier doch etwas tiefer in die Taschen der Bürger greifen sollte. Dieser Forderung wird das Klimakabinett sicherlich gerne nachkommen, denn wie oft ist es der Fall, dass die Bürger eines Landes um höhere Belastungen geradezu betteln, damit sie diesen Ablass zahlen dürfen, um weiterhin zu fliegen und schnell mit großen Autos zu fahren. Das ist gut für die Umwelt, das ist gut für unsere Branche, das ist gut für die Bundesregierung und das ist gut für das Gewissen der deutschen Bevölkerung.

Statt Geld und Energie für den untauglichen Versuch, die Klimaerwärmung zu stoppen, einzusetzen, sollten unsere Entscheidungsträger sich vielmehr damit auseinandersetzen, wie wir mit den Folgen der unausweichlich stattfindenden Klimaveränderung umgehen können; wobei es hierbei irrelevant ist, ob die Erderwärmung natürliche Ursachen hat oder von Menschen gemacht wird – auch diese These ist mehr religiös angelegt als auf wissenschaftliche Fakten gestützt. So wären Konzepte für ausreichende Schutzvorkehrungen bei Ansteigen des Meeresspiegels, Entwicklung neuen Saatgutes, welches mit den geänderten Klimabedingungen zurechtkommt, und die Nutzung der durch die Eisschmelze frei werdenden Landstriche wesentlich sinnvoller. „Und irgendwann dürfen dann auch gerne die erwachsen gewordenen Jugendlichen von heute den Beweis antreten, dass sie ein moralischeres Leben zu leben bereit sind als die Generation vor ihnen.“*

Mit diesen Zeilen verabschiedet sich der Autor dieses Beitrages von den Verbandsmitgliedern, den Freunden und Kollegen des Bundesindustrieverbandes Technische Gebäudeausrüstung e.V. und seiner Landesverbände in der Hoffnung, dass das Verständnis des Bundespräsidenten zum Rechtsbruch – Schuleschwänzen für Fridays for Future ist trotz der dagegen stehenden gesetzlichen Schulpflicht in Ordnung – dem Rechtsstaat keinen nachhaltigen Schaden zugefügt hat, denn die Geltung des Rechts darf von niemandem in Frage gestellt werden.

*) aus: „Mit vollen Backen“, Kommentar von Georg Anastasiadis, Münchner Merkur vom 24. September 2019.

Der Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder.

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